Buchhinweis im 
März
 
2010
 

Ans Meer

Tim Krohn
Verlag Galiani Berlin

Nach „Quatemberkinder“ und „Vrenelisgärtli“ war ich gespannt auf diesen Titel. In der Erinnerung bleibt ein Buch voller wunderbarer Texte über Menschen in ihrer Umwelt. Erzählungen über fein gesponnene Beziehungen unter den Personen sind meisterhaft, bis zum Grunde ausgelotet. Tim Krohn spinnt feine Fäden und bringt neue Facetten zum Leuchten. Josefa mit ihrem Sohn Jens und Anna sind die Hauptpersonen, um die sich der Inhalt rankt.

In ihrer Jugend hat sich etwas ereignet, was Josefa und Anna für lange Jahre trennte. Josefa hatte ein erotisches Erlebnis mit Annas Vater. Das entzweite sowohl die beiden Freundinnen wie auch die Ehe des fehlbaren Vaters.

Wer kann wem verzeihen? Eine Frage, die Schicksale in diese oder jene Richtung zu lenken vermag. Josefa nimmt ihr Leben in die eigenen Hände und sucht die Fremde. Im Tessin hat sie einen Sohn mit einem Mann. Sie stirbt relativ jung. Ihr früher Tod ruft in Anna die Hilfsbereitschaft für Josefas Sohn Jens wach. Aber dann meldet sich der Vater des Knaben.

Tim Krohn malt ein beeindruckendes Bild voller Dramatik und psychologischer Raffinesse bis zur letzten Seite, zusammen mit meisterlichen Landschaftsbeschreibungen und wunderbaren Beschreibungen des Lebens an der Ostsee.

Schwierig ist die Kunst des Verzeihens, und schwierig sind Eingeständnisse eigener Schuld, wenn lang vergessen geglaubte Ereignisse ihre eigene Dynamik annehmen.

Ein ganz neuer Tim Krohn!
Ich habe das Buch mit Freude und viel Vergnügen gelesen.