Buchhinweis im 
Mai
 
2010
 

Der Koch

Martin Suter
Diogenes Verlag

Maravan ist ein begnadeter, leidenschaftlicher Koch. Alles hat er von seiner Grosstante Nangay gelernt. Sie ist seine Lehrmeisterin auch auf dem Gebiet der aphrodisischen Küche. Es ist aus Sri Lanka in die Schweiz eingereist und hat den Asylantenstatus. Er kann nur im Status einer Hilfskraft beschäftigt werden. Zuerst ist er in einem renommierten Hotel.

Als er sich einmal getraut, dem Chef einen gut gemeinten Ratschlag zu erteilen, ist Feuer im Dach; er wird fristlos entlassen. Andrea, die attraktive Service-Angestellte schlägt sich auf die Seite Maravan und getraut sich, der Küchenmannschaft zu sagen, soviel wie Maravan als Koch unter dem Nagel seine kleinen Fingers habe, sei in dieser Küche nicht vorhanden. Auch sie wird geschasst.

Andrea und Maravan wissen sich zu helfen mit einem Catering für Liebesmenüs. Zuerst kochen sie für Paare, die von einer Sexualtherapeutin vermittelt werden. Dann machen sie sich mit ihren Love-Menus einen guten Namen.

Suters Erzählungen sind immer aktuell. Die Finanzkrise, der Bürgerkrieg in Sri Lanka, Wirtschaftsleute mit ihren Tricks und Sorgen, Politiker und zahlungskräftige Manager kommen vor. Für das Sinnlich-Erotische ist das Umfeld der Firma Slow-Food Maravans und Andreas besorgt.

Das alles in schlanken und raffiniert gebauten Geschichten ergibt einen Roman, den zu lesen die Zeit lohnt. Einmal begonnen, wird man den 290 Seiten umfassenden Roman für Lese-Unterbrüche nur ungern aus der Hand legen wollen.

Am Schluss des Bandes sind sämtliche Rezepte Maravans versammelt. Wie es heisst, nachkochbar und mit etwas weniger aufwändigen Küchengeräten herstellbar.

Suters Romane sind auch international grosse Erfolge. Das verwundert bei Suters gewandter Sprach- und Erzählkunst nicht.