Buchhinweis im 
Dezember
 
2012
 

Der Zweite Villmergerkrieg 1712

Annemarie Dubler
In: Unsere Heimat, Historische Gesellschaft Freiamt 2012

Endlich! Jetzt habe ich den Überblick. Es war nämlich immer schwierig, die Antwort auf die Frage zu erhalten, ob denn die Villmergerkriege echte Glaubenskriege gewesen seien. Schlugen da in zwei blutigen Schlachten „eidgenössische Brüder um des Glaubens willen“ einander die Köpfe ein, wie es die Denkmalinschrift in Villmergen sagt? Um des Glaubens und um die Interperetation der Abendmahlsfrage willen? Nein, so einfach war das nicht.

Schon Dublers umfassender Überblick über die Zeit von der Eroberung des Aargaus bis zum Ausbruch des Zweiten Krieges auf Villmerger Boden ist hoch interessant. Die Autorin malt ein farbiges Bild der Umstände in der damaligen Eidgenossenschaft bis zum Sonderbundskrieg. Die  Landvogtei Freiamt war in verschiedene Ämter oder Verwaltungsbezirke aufgeteilt. Denn nach der Eroberung des Aargaus 1415 waren es die Innerschweizer Orte UR SZ UW mit der Stadt Luzern, GL und die beiden grossen Orte BE und ZH, die die Freiämter Gebiete verwalteten und Macht habend und Recht sprechend einander im Zweijahres-Turnus ablösten.

Der Zweite Villmergerkrieg war ein Konflikt, der von Bern, mit Unerstützung Zürichs durchgezogen wurde mit der Absicht, die Änderung der Rechtsverhältnisse in der Verwaltung der im Jahre 1415 eroberten „Gemeinen Herrschaften“ durchzusetzen. Da schwelte schon immer ein Kampf unter Konkurrenten. Die endgültige Vorherrschaft aber erlangten Bern und Zürich erst nach dem Zweiten Villmergerkrieg. Damals wurde das Gebiet der ehemals gemeinsamen Herrschaft in zwei Teile aufgeteilt. Daraus entstanden das Untere Freiamt, in dem die Berner nun das Sagen hatten und das Obere Freiamt, das sich - übrigens bis heute -  als eher der Innerschweiz zugehörig fühlte.

Einmalig war die freie Wahl der Religionszugehörigkeit, die die Berner, Zürcher und Glarner – wie sonst aber nirgends - dem Volk des Unterfreiamts anboten.

Die Grenzlinie zwischen Ober- und Unterfreiamt wurde schnurgeade vom Kirchturm Oberlunkhofen bis zum Fahrwanger Richtplatz am Lindenberg gezogen. Für das Unterfreiamt wurde die Grenze im Lauf der Jahre zum Segen dank wirtschaftlicher Entwicklung; für das Oberfreiamt wirkte sie sich eher negativ aus, da das Gebiet vermehrt in den Einfluss der wirtschaftlich eher schwachen Innerschweiz geriet.

In dem fesselnden Aufsatz zeigt Annemarie Dubler, was der Krieg für das Freiämter Volk bedeutete, das unter Plünderungen zu leiden hatte, selber aber nicht in den eigentlichen Krieg einbezogen war. Für die Freiämter war dieser eine Angelegenheit der Obrigkeit und nicht der Untertanen.

Sehr spannende Beschreibungen der damaligen amtlichen Netzwerke machen die Lektüre von Annemarie Dublers Darstellungen zu einem Vergnügen für jeden, den die Geschichte des Freiamts interessiert.

Die Rolle, die das Kloster Muri und die Stadt Bremgarten spielten, wird von Fridolin Kurmann in einem separaten Beitrag beleuchet.

Paul Steinmann gewährt in seinem Beitrag einen spannenden Einblick in das Schaffen eines Theater-Autors. Mit grossem Gewinn verfolgt man, wie er den historischen Stoff  für das Landschaftstheater „Mit Chrüz und Fahne“ rund um das Schloss Hilfikon künstlerisch gestaltet hat. Der eindrückliche Theaterspektakel aus seiner Feder im Sommer 2012 bleibt unvergessen.