Buchhinweis im 
Juni
 
2016
 

Die Bestatterinnen

Franziska K. Müller
Wörterseh

Nachdem durch den Schweizer Film „Der Bestatter“ das negativ besetzte Berufsbild vielen Leuten etwas vertrauter geworden sein mag, weise ich gern auf das Buch „Die Bestatterinnen. Gestorben wird immer“ hin. Es ist ein Bericht über den Beruf der beiden Schwestern Doris Hochstrasser-Koch und Karin Koch Sager. Ja, es gibt sie, die Bestatterinnen von Wohlen. Franziska K. Müller hat sie ihre Familiengeschichte von der Fuhrhalterei Koch, die schon vor drei Generationen die Fuhren mit dem Leichenwagen von den Trauerhäusern zum Friedhof besorgte, erzählen lassen. Die beiden Frauen haben den Betrieb zum heutigen angesehenen Bestattungsinstitut geführt. Beide sind sie im Besitz des eidgenössischen Fachausweises.

Im Buch erfährt man viel über den Tod. Aber noch mehr vom Leben von Menschen, die durch den Tod von Angehörigen, die trotz Leid und Schmerz, auch Tröstliches vom Leben erfahren haben. Sehr fein gewoben sind die Erzählungen vom Leben, das immer im Sterben endet. Man liest sie mit viel Gewinn. Ich stelle dieses Buch gerne vor, weil ich mit den Bestatterinnen selber meine Erfahrungen gemacht habe, als meine liebe Frau vor Jahren das Zeitliche segnen musste.

Als nach bangen Wochen des Wartens auf die Erlösung von schwerer Krankheit und bitterem Leiden sich ein Ende abzuzeichnen begann, bat ich beim Bestattungsinstitut um ein Gespräch. Ich wollte Klarheit darüber, was am besten noch vor dem Eintritt des Ernstfalls vorzukehren sei. Was ich im Laufe eines etwa einstündigen Gesprächs mit Frau Karin Koch an gutem Zuspruch, Anteilnahme und Trost habe erfahren dürfen, werde ich zeitlebens nicht vergessen. Eine Art Seelsorge war es in der damaligen Situation. Ich ging mit einem Stapel passenden Papiers und Briefumschlägen nach Hause, damit ich ohne zeitlichen Druck die Todesanzeigen vorbereiten konnte.

Als der Tod eingetreten und meine Frau vom KS Baden ins Institut Koch nach Wohlen überführt worden war, nahmen meine  beiden Töchter, die Einladung an, bei der Waschung und Zubereitung des Körpers ihrer Mutter dabei zu sein. Es war für die beiden ein grosses, trostreiches Erleben. Wie Frau Koch geraten, hatten sie Kleider von Mami mitgebracht, um sie schön gekleidet in den Sarg zu betten.

Ich erzähle diese persönlichen Dinge, weil sie ein freundliches Licht auf die Bestatterinnen von Wohlen werfen. Ich rate allen, die zum Thema Leben und Sterben Fragen haben, dieses Buch über den offenen Umgang mit der Vergänglichkeit zu lesen. Dem Leser wird viel Zuversicht geschenkt.

Franziska K. Müller ist, zusammen mit den Bestatterinnen Doris und Karin ein wunderbarer Bericht von der unendlichen Vielfalt menschlichen Lebens gelungen.