Buchhinweis im 
Oktober
 
2008
 

Die Zimtläden

Bruno Schulz
Verlag Hanse

Nach der Lektüre des Buches wusste ich nicht, ob ich fröhlich oder traurig sein sollte. Ich weiss es auch heute nicht, wie ich von diesem Buch berichten soll. Jedenfalls werde ich es sicher nochmals lesen. Denn da war eine so riesige Fülle von neuen Eindrücken und Einsichten zu bewältigen, dazu kam die Kunde von einer neuen Welt, die mir bislang völlig fremd war. Es gibt da Dinge, die man als Nichtkenner der jüdischen Kultur so einfach nicht begreifen und verstehen kann.

Der Text ist von einem fast erdrückend satten Bilderreichtum. Immer ist er faszinierend, bereichernd, nie langweilend; es sind phantastische Erzählungen in einer Sprache mit ausufernden Beschreibungen in langen, sprachlich-architektonischen Konstruktionen. Schein und Wirklichkeit sind oft kaum voneinander zu trennen.

Bruno Schulz wurde 1892 in Galizien geboren und wuchs in der damaligen habsburgischen Donaumonarchie als Sohn eines Tuchhändlers auf, wo Deutsch die offizielle Amtssprache war. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Kunstlehrer an der Universität seiner Vaterstadt Drohobycz. 1942 wurde er - als Jude - von der deutschen Gestapo auf offener Strasse erschossen. Von Bruno Schulz, der sehr wahrscheinlich noch weitere literarische oeuvres im Schreibtisch hatte, sind nur die Erzählungen im Buch „Die Zimtläden“ übrig geblieben.

Der Hanser-Verlag hat in Doreen Daume eine hervorragende neue Übersetzerin gefunden, die dem sprachlichen Reichtum des Werkes – im Gegensatz zu früheren Arbeiten anderer Übersetzer - in hervorragender Weise gerecht werden konnte. Für die vorliegende Übersetzung wurde sie mit einem renommierten Übersetzungsstipendium ausgezeichnet.

Das Buch ist durchsetzt mit Illustrationen des Autors zur Erzählung „Die Zimtläden“.

Es ist sehr schön und handlich gestaltet, hat ein leserfreundliches Layout und ist – was ich immer schätze – mit einem Lesebändelchen ausgestattet.