Buchhinweis im 
September
 
2008
 

Heiteres und Weiteres. Anekdoten aus dem Kloster Einsiedeln

Georg Holzherr, ehemaliger Abt des Klosters Einsiedeln
sowie "Erinnerungen eines Einsiedler Mönchs" von P. Karl Burkard, Mönch im Kloster Einsiedeln

Noch selten ist mir Vergnüglicheres unter die Augen gekommen! Der frühere Abt des Klosters Einsiedeln, Georg Holzherr, gibt Erinnerungen aus seinem langen, reichen Leben im Kloster Einsiedeln zum Besten. Was den Leser erwartet, ist feine, vergnügliche Kost, garniert mit Liebe zu allem Menschlichen. Nicht, dass ich mir vorgestellt hätte, das Leben im Kloster sei ein blosser Eintopf aus Frömmigkeit und Gehorsam; dass aber so viel Heiteres, Buntes, Originelles, Bedenkenswertes und Menschliches Platz hat, war mir denn völlig neu.

Noch heute, wie offenbar zu allen Zeiten, leben in Klöstern Originale. Wer sich entschliesst, einer Klostergemeinschaft beizutreten, muss ein eigenständiger Mensch sein; denn anders ist es wohl nicht möglich, sich selber zu bleiben. So stelle ich es mir wenigstens vor.

Alt Abt Georg hat ein kleines, schön bebildertes Werk von 130 Seiten geschaffen, das man nur ungern aus der Hand legt, bevor man es zu Ende gelesen hat. Als mich meine Frau Annette fragte, was ich beim Lesen denn immer zu lachen hätte, so konnte knapp meine Antwort nur sein: „Musst es nachher selber lesen, es ist so lustig, nacherzählen kann man’s nicht!“.

Georg Holzherr stand dem Kloster Einsiedeln von 1969 bis 2001 über 32 Jahre als Abt vor. Heute versieht er im Kloster St. Lazarus in Seedorf den Posten des Spirituals. Er solle seine Witze doch in einem Büchlein publizieren, wurde ihm in froher Runde beim Mittagessen vom Ehemann einer reformierten Pfarrerin ans Herz gelegt. So kam es zu dieser Publikation, die überraschende Einblicke durch Kloster- und Zellentüren gewährt.

Pater Karl Burkard ist Einsiedler Mönch und Freiämter Urgestein. 1921 in Waltenschwil geboren, trat er 1940 ins Kloster ein. 1948 wurde er nach Argentinien gesandt, wo er mithalf, ein Einsiedler Tochterkloster in Los Toldos aufzubauen. 1962 kehrte er wieder zurück nach Einsiedeln.

Bei der Beschreibung des Klosterlebens lässt Pater Karl nichts aus. Er schreibt offen von allen Schwierigkeiten, die er gelegentlich mit seinen Gelübden von Armut, Keuschheit und Gehorsam hatte. Die Darstellung des Klosterlebens ist durch alle Kapitel des stattlichen, über 400 Seiten umfassenden und reich bebilderten Bandes von viel Liebe und Humor geprägt. Ganz spannend sind die Reiseberichte aus verschiedenen Ländern Südamerikas, aus England, Italien, Griechenland, Spanien, Portugal. Im letzten Kapitel befasst sich Pater Karl auch mit den Fragen, was nach dem Tod sein wird: „Auf der Zelle im Kloster. Vorbereitung auf die letzte Reise“.

Wer in P. Karl Burkards Erinnerungen liest, dem wird es nie langweilig. Dazu erfährt der Freiämter Leser viel von Leuten und vom Leben im Freiamt. Der derzeitige Abt Martin Werlen, der Pater Karl ermuntert hat, seine Erinnerungen in Buchform herauszugeben, schreibt im Vorwort: „Jeder Mensch ist ein Original. Es gibt aber Menschen, die uns in besonderer Weise daran erinnern. Pater Karl Burkard ist einer von ihnen.“ Recht hat er.

Die besprochenen Bücher sind nur zu beziehen durch:
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