Lebenslust

Manfred Lütz ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, Nervenarzt und Theologe. Auf den Autor bin ich aufmerksam geworden durch ein Radiogespräch mit dem Autor, moderiert von Mona Vetsch. Als ich hörte, wie da der Verfasser sagte, er begreife nicht, wieso man im Wald herumrennen solle, wenn man auch ganz gemächlich gehen könne, wo doch Vorteil dabei sei, dass man jede Blume sehe, jeden Baum, und man höre erst noch die Vögel singen.

Der Untertitel zum Buch liess mich auch nicht kalt, und so bestellte ich es beim Buchhändler. Ein reines, gescheites Lesevergnügen begann, und die Einsicht, die ständige Sorge um die Gesundheit, wie sie heute in weiten Kreisen grassiert und zur Kultsache geworden ist, sei ihrerseits krankhaft, tat mir gut, mir, der zwar durchaus einsieht, dass man zur Gesundheit viel beitragen kann mit seiner Lebensweise, dem es aber noch nie in den Kopf wollte, dass man dazu Fitnessgeräte oder eine besondere Ernährung braucht.

Manfred Lütz zeigt auch, wie der ganze Kult um Fitness und Gesundheit ein Riesengeschäft ist. Manfred Lütz führt den Leser zurück zu den eigentlichen Quellen der Lebenslust, die da sind: Umgang mit der Lust auf vom Sinn erfüllten Leben, Nachdenken über Gesundheit (die es so sicher eigentlich nicht gibt) Krankheit und Behinderung, Sinnlichkeit und Kult, Schönheit.

Ein Autor, der sich nicht scheut ,auf zeitgemässe Weise die Sinnsuche nach dem Wahren dem Fortschrittswahn unserer Gesellschaft entgegen zu setzen. Die Lust zu Lesen dieses Buches: Manfred Lütz ist ein begeisternder Essayist, ein wortwitziger, fantasievoller Schreiber, ein Kämpfer für mehr Lebenslust. An seinen manchmal styrisch vorgetragenen Thesen werden sich viele Köpfe erhitzen; dem meinen haben sie ausgesprochen gut getan.