Gedanken zur Zeit im 
November
 
2008
 

Am 11.11. um 11.11

Ich schreibe meine Gedanken am 12. November. Gestern war der 11.11. Um 11.11 Uhr ging sie an verschiedenen Orten los, die Fasnacht, aber die vom nächsten Jahr.

Der Grund, warum gerade am 11. November der Spuk beginnen muss, sei der, dass die Zahl 11 schon immer als unheilig gegolten habe. Zudem überschreite die Zahl 11 um 1 die Zahl 10, die Zahl der Zehn Gebote. Diese stünden so oder so für etwas Kirchliches, und das sei bekanntlich nicht lustig. Und: die vorweihnachtliche Fastenzeit (!) beginne eben am 12. November. Danke für die Belehrung, aber die Frage sei erlaubt: Ist so etwas denn nicht Blödsinn, auch wenn es in der Zeitung steht?

Also, gestern sind die Guggenmusiken in Aktion getreten. Musik in lausiger Form wird in die Umwelt hinausposaunt. Und das soll lustig sein? War Fasnacht früher denn nicht etwas Anderes als Guggenmusik? Die Basler Fasnacht mit Trommlern und Pfeifern – sauber gespielt - hat zwar Tradition. Sie muss sich aber, wie ich gelesen haben, gegen den Guggenmusik-Import zur Wehr setzen.

Der 11. November ist eigentlich der Festtag des heiligen Martin (im Jahre 371 Bischof von Tours), der mit dem Schwert seinen Mantel teilt, um den armen Bettler am Wegrand zu kleiden. Ein starkes Bild, das es sogar auf die frühere Schweizer Hunderternote geschafft hatte.

Auf den 1. November fällt das Fest aller Heiligen. Seit ein paar Jahren lungern am Abend zuvor Gruppen von Kindern, als Gespenster oder Skelette verkleidet, im Dorf umher, läuten an den Haustüren und fragen: „Süss oder sauer?“ Halloween nennt sich das Treiben. Es sei keltischen Ursprungs, und in Amerika sei der Brauch weit verbreitet. Also sollten wir ihn in der Schweiz auch nachmachen. Welcher Sinn aber steckt hinter Holloween? Bis dato hat ihn mir noch niemand erklären können. Ausser diffusem Gerede von Gespenster-Seelen, die nicht zur Ruhe kämen und denen man Gutes tun müsse, habe ich nichts Schlüssiges vernommen. „Das ist halt einmal so“, sagte mir eine ihre maskierten Kinder begleitende Mutter.

Die Fratzen ausgehöhlter Kürbisse illuminieren die Halloween – Feier. Man lese richtig: Feier wird das genannt! Da lobe ich mir den abendlichen Umzug mit den Rebeliechtli durch das Dorf. Hut ab vor jenen Kindergärtnerinnen und Lehrpersonen, die diesen Brauch auch im neuheidnischen Umfeld von Halloween noch pflegen.

Leid tun mir die Kinder, die mit Halloween in pseudo-religiöse Wirrnisse geführt werden. Christen wären es eigentlich. Aber im Elternhaus lernen sie kaum das Vaterunser, empfangen von den Eltern nie das Kreuzzeichen auf ihre Stirn, und vernehmen nicht, warum die Glocken zu verschiedenen Tageszeiten von den Kirchtürmen läuten.