Lesen ist für mich schon vom Wichtigsten. Ohne Bücher könnte ich nicht sein. Literatur kann wie Philosophie, Wissenschaft oder Religion die Welt erklären. Literatur ist ein immerwährendes Entfalten von Einsichten.
Gedanken zur Zeit im
Juli
2017
Eigenbrötler
Wie war das früher doch einfach: Es gab nur Ruuchbrood, allenfalls noch etwa halbweisses. Der Schaft im Bäckerladen war voll von Vierpfündern (2 kg), Halberli (1 kg) oder Pfünderli. Uusläufer gingen mit dem Velo i d Cheeri, mit der Hutte voll Brood am Rugge und brachte das Brot den Kunden. Diese waren meist ältere Leute oder solche, die keine Zeit hatten, ins Dorf einkaufen zu gehen. Ihnen blieb der Gang ins Dorf erspart. Es war eine Dienstleistung im Lebensmittelsektor, die unsere Zeit so kaum noch kennt.
Der Bäcker bezog das Mehl von der Mühle. Die Dambach-Mühle aus Villmergen füllte das Backmehl noch in 50-Kilo-Säcke ab. Das erforderte starke Männer, die die Säcke abluden und in den Backstuben deponierten. Mit Lastwagen beförderte man sämtliches Mehl in die umliegenden Dörfer. Alte Fotos zeugen von waghalsigen Ladungen. Sogar im Tessin hatte man Kunden; und da waren Chauffeure gefragt, wie etwa der legendäre Dädi-Pauli, der die Kurven am Gotthardpass und in der Tremola zu meistern imstande war. Und das wohlverstanden mit Berna-Lastwagen ohne Servolenkung. Auf dem Heimweg brachte man vom Tessin Granitplatten für Gärtner und Baugeschäfte zurück.
Eigentliche Eigenbrötler waren die Bauern. In der Bauernmühle liessen sie eine gewisse Menge ihres Getreides mahlen. Vom Herbst bis zum Frühling buken die Bauernfrauen ihr Brot im hauseigenen Backofen. Vielen mundete das Buurebrot besonders gut; denn es ga wirklich Nauernfrauen, die en vorzügliche Brot machten.Die Brotlaibe, die meist für eine ganze Woche berechnet waren, wurden im Keller auf einer Lade gelagert, die an der Decke mit Drähten aufgehängt war. Eine einzigartige Art, das Brot vor den Mäusen zu schützen!
Den Rest des Mehles, das sie in den arbeitsintensiven Frühlings- und Sommermonaten nicht mehrt selber verarbeiten konnten, brachten die Bauern dann zum Bäcker, der gegen einen bescheidenen Backlohn das Mehl zusammen mit dem Mühlenmehl verarbeitete. Im einem blauen Kundenbüchlein wurden die Brotbezüge eingetragen, und am Ende wurde abgerechnet.