Gedanken zur Zeit im 
August
 
2016
 

Gstaad Palace

Wie war das doch eine wunderbare Fügung, das mit dem Fünfsternhotel Gstaad Palace, wo wir heute eingetroffen sind! Der Portier nimmt den Koffer und lässt ihn auf das Zimmer bringen.

Ankunft in der Junior-Suite im Zimmer 409. Wir haben so etwas Ähnliches noch nie gesehen. Eine Begrüssungskarte auf dem Tisch neben der Flasche Weissen im Eiskübel, Snacks dazu, Früchte, Blumen, im Badezimmer jeglicher Komfort. Ich kann gar nicht alles aufzählen.

An der Reception hat man Frau und Herrn Walti erwartet. Wir sind die Gäste, für die Herr Weibel die Reservation gemacht hat. Wir beide sind überwältigt; die Freundlichkeit und das Wohlwollen des Personals sind echt.

Im Zimmer müssen wir uns zuerst umsehen, uns daran gewöhnen, was schweizerische Spitzenhotellerie heisst. Für das Abendessen habe ich Krawatte und Hemd, dazu Hosen mit Bügelfalten mitgenommen. Eine gute Idee. Die Kellner wissen auch, wer wir sind und haben uns einen schönen Tisch auf der Terrasse mit herrlicher Aussicht reserviert.

Preise? Das Tagesmenue Fr. 110.— pro Person. Wir bestellen Lammracks und eine halbe Flasche Roten. Zuerst ein Gruss aus er Küche, dann wieder zwischen dem Salat und unserem Hauptgang eine Überraschung von Herrn Weibel: Pasta an einer wunderbaren Tomatensauce.

Wir erhalten ein Dessert, wie es schöner nicht sein könnte. Dann kommt Hugo Weibel tatsächlich noch vorbei, in voller Montur des Kochs und lädt uns zum Rundgang durch sein Reich, die Hotelküche des Gstaad Palace ein. Man ist nach getaner Arbeit  am Aufräumen. Die diversen Sektionen, Dienste, Apparaturen, Vorratsräume, Abläufe von der Bestellung bis zur Freigabe auf die Tische;  der Einkauf, die Befriedigung diverser Wünsche von Gästen aus aller Welt: wir lernen alles kennen. Man merkt, dass hier einer der Chef ist. Die Mitarbeiter haben es gut untereinander; jeder weiss, was er muss und was von ihm verlangt wird. Er sei halt manchmal schon ein Diktator, meint Hugo von sich selber. Er ist seit bald dreissig Jahren hier angestellt.

Die Betten sind tadellos; ich schlafe bestens bis am Morgen.

Reichhaltiger könnte ein Morgenbrunch nicht sein; wir sind wieder draussen auf der der Grande Terrasse.

Wie schon gestern Abend sind wir fasziniert von der Arbeit der vielen Kellner, die Hand in Hand arbeiten. Dabei der ältere Herr, der Oberkellner. Irgendwoher hat er vernommen - sicher von Hugo - dass ich Lehrer und Musiker gewesen bin. Er sei auch Musiker, Baritonsänger, er singe hier im Kirchenchor und trete auch als Solist auf. Ganz leise, es sollte es niemand hören als wir allein. Dann singt er uns eine Arie aus Rigoletto. Gerührt nehmen wir das Geschenk an.

Für heute hatten wir uns eigentlich eine Wanderung vorgenommen. Hugo empfiehlt uns, an den Lauenensee zu fahren. Das Wetter ist feuchtwarm, tüppig, und wir sind froh, keine grössere Tour unternommen zu haben. Regen ist vorausgesagt. Einen Besuch im Dorf Gstaad verschieben wir auf morgen.

Zum Nachtessen bestellen wir etwas „Einfaches“, nämlich Fisch und eine Flasche „Oeuil de Perdrix“. Wir sind wiederum bestens und aufmerksam bedient.

Gegen Abend kommt ein Sturm auf, Windböen greifen ins Astwerk der grossen Bäume im Park. Wir gehen auf unsere Suite, trinken ein Glas Wein und tauschen Gedanken aus über Beobachtungen und Empfindungen am zweiten Fünfsterne-Tag.

Es war ein wunderbares Erlebnis, ein tolles Geschenk von oben. Hugo sei Dank!