Guete Rutsch!

Der neumodische Gruss zum Neujahr scheint salonfähig zu werden. Alle wünschen einander einen guten Rutsch. Es soll Ersatz dafür sein, dem Gegenüber mit ein paar persönlichen Worten ein gutes neues Jahr zu wünschen.

In meiner Kindheit war es noch üblich gewesen, den Verwandten, Freunden und Bekannten per Post Neujahrskärtchen mit guten Wünschen zu schicken.
Und nun ist alles zu einer richtig rutschigen Sache geworden. Als ob man von einem Jahr ins andere rutschen könnte.

Jahreswechsel wie eine Rutschbahn
wie ein Erd- oder Schneerutsch?

Vorsicht ist bei Glatteis geboten: man kann leicht usrütsche.
Die Wetterfee am Fernsehen warnt vor rutschige Verhäutnisse auf den Strassen.

Ein ewiger Student rütscht uf der Universität ume.
Bei einer Vakanz Im Grossrat des Kantons oder im Nationalrat rütscht ein anderer von der gleichen Partei nach.
Auf Kinderspielplätzen und in Badeanstalten sind Rutschbahne die grosse Attraktion.
An runden Tischen in der Dorfbeiz müssen, wenn noch weitere Personen Platz finden sollen, alli e chli zämerütsche, oder uerütsche oder aberütsche.

Vor der Arbeit heisst es, in die Hände spucken, und dann Hoo Rutsch;
Nachher stellt man fest, dass alles wieder e Rutsch fürschi gegangen ist.
Oft geht alles i eim Rutsch.
Im Garten unterschied meine Mutter zwischen Stangenbohnen und Rütscher. So hiessen die Buschbohnen.
Im Schreiben hatte ich am Beginn der Primarschule einige Schwierigkeiten. Bei einer neuen Zeile bin i öppe verrütscht.

Deshalb wohl gab mir meine Lehrerin Mina Blattmer das folgende Gedicht zum Aufsagen am Examen:

Ich cha scho schriibe, läse
und rächnen au e chli
doch s Schriibe, da meint d Leereri
da müess no besser si.

Da will ich mir jetz merke
und schtränge mi rächt aa,
denn wird i au im Schriibe
e gueti Note ha.

Derjenige, der dieses Gedichtchen nicht vergessen hat, rütscht gäge di Achtzgi.

Vom „Rutsch in ein neues Jahr“ hält er nichts und findet die neue Mode, einem Mitmenschen alles Gute für ein neues Jahr zu wünschen, einen totalen Blödsinn.