Lesen ist für mich schon vom Wichtigsten. Ohne Bücher könnte ich nicht sein. Literatur kann wie Philosophie, Wissenschaft oder Religion die Welt erklären. Literatur ist ein immerwährendes Entfalten von Einsichten.
Gedanken zur Zeit im
März
2017
Lesen
Lesen ist für mich schon vom Wichtigsten. Ohne Bücher könnte ich nicht sein. Literatur kann wie Philosophie, Wissenschaft oder Religion die Welt erklären. Literatur ist ein immerwährendes Entfalten von Einsichten.
Ja, was lese ich denn? Eigentlich interessiere ich mich immer sehr für literarische Neuerscheinungen auf dem Büchermarkt, lese Rezensionen in Zeitungen und verfolge die Sendung Literaturclub auf SRF. Es ist schon vorgekommen, dass mich in dieser Sendung ein Titel angesprochen hat, dass ich ihn kaufte. Wenn in mir in dieser Sendung immer mal wieder die Meinung hochkommt, ich sei doch ein Banause, weil gescheite Leute über ein Buch so gescheit reden, dass ich Bahnhof verstehe, ja, dann bin ich unzufrieden, fühle mich vernachlässigt und allein gelassen.
Dann suche ich Trost bei Klassikern. Von denen spricht man meiner Meinung nach zu wenig. Ich schätze vor allem deren Sprachkunst. Ich lasse mich gern mitnehmen an Orte, in Landschaften, in Städte, aufs Land, in die Berge oder ans Meer. Und wenn von dem allem so geschrieben steht, dass es mich im Inneren anspricht, dann tauche ich ab in reines Vergnügen. Ich bin dann ganz bei mir selber.
Ich geniesse die Kunst des Erzählers, hänge mich an seine Lippen, lasse mich an der Hand nehmen und ergötze mich an schönsten Bildern, bin nahe bei Menschen, lebe ihr Leben mit in der Reflexion auf meine eigene Existenz.
Anton Tschechows Erzählungen (Band in der Reclam- Taschenbuchreihe) ist ein Bergwerk von Geschichten, die grandiose Erzählkunst sind. Seien es Schilderungen aus der Natur oder aus der Tiefe menschlicher Seelengründe, oder seien es Stimmungen aus russischen Winterlandschaften, Wäldern und Fluren. Tschechows Kunst, genauen Beobachtungen sprachliche Form zu verleihen, ist meiner Meinung nach überwältigend. Immer wieder blättere ich Abschnitte oder ganze Seiten zurück, um mich nochmals von seiner Erzählkunst berühren zu lassen.
Vor kurzem nahm ich mir „Rot und Schwarz“ von Stendhal ein zweites Mal vor, und zwar in einer neuen Übersetzung von Elisabeth Edl. Neben dem grandios langen Legato wurde mir wieder einmal bewusst, wie wichtig eine gute Übersetzung ist. Sie leistet viel, wenn sie der Erzählkunst des Verfassers ebenbürtig ist. Rot und Schwarz ist ein Meisterwerk der Weltliteratur aus der Zeit der Restauration nach Napoleon.
Einmal begonnen, kann man mit Lesen nicht mehr aufhören.