Gedanken zur Zeit im 
Mai
 
2011
 

Namenspatrone und sonstige Heilige

In den Wetternachrichten an Radio und Fernsehen wurde es schon Tage vorher verkündet: Die Eisheiligen stünden vor der Tür, und Pankraz, Servaz und Bonifaz würden am 12., 13., und 14. Mai kühles Wetter bringen. Und die „Kalte Sophie“ werde ihrem Namen dieses Jahr sicher gerecht werden. Und so kam es auch. Am Sonntag, 15. Mai kam der markante Kälte-Einbruch.

Wenn ich von Heiligen höre, frage ich mich, was denn ausser einigen Brauchtumsfetzen von ihnen noch übrig geblieben ist. Ob man sich bewusst ist, dass jeder Tag einen Heiligen hat? Namenstage werden kaum noch gefeiert, eine Vielzahl Namen gibt’s zudem, denen kein Heiliger zuzuordnen ist. Die Unwissenheit auf diesem Gebiet scheint grenzenlos. Als ich vor ein paar Tage jungen Eltern sagte, ihr Kind Levin heisse eigentlich schlicht und einfach Leo, waren sie ziemlich erstaunt (ich glaube sogar, ein wenig enttäuscht). Die Namen Johann oder Hans sind den „moderneren“ Formen Jannis, Jannik oder Yannick gewichen. Und gar die Namensträger wissen nicht darum.

Als ich kürzlich einem Mann gegenübersass, der sich mir als Wendelin vorstellte sagte ich zu ihm: „Wunderbar, dein Name gefällt mir!“ Erstaunt fragte er mich: „Ja, warum denn?“  „Weil der Patron der Kirche von Tägerig, in der ich getauft wurde, Wendelin heisst, und weil der Name des Heiligen im Freiamt doch da und dort noch zu hören ist.“

In Aristau ist der heilige Wendelin im Chor der Kirche in einem Gemälde eindrücklich dargestellt. Die Wendelinskapelle auf der Höhe zwischen Sarmenstorf und Büttikon ist ein wahres Bijou, ein Kraftort sozusagen, mit einer kleinen Schwarzen Madonna hoch oben im Altaraufbau ausgestattet. Und da und dort schmückte noch vor wenigen Jahren das Bild des heiligen Wendelin so manche Stalltüre im Freiamt. Er ist der Helfer, der bei Krankheiten des Viehs und bei Seuchen angerufen wird.

Josef Villiger hat das Freiämter Brauchtum um Heilige mit den folgenden genial-kritischen Versen so gewürdigt:

Frommes Brauchtum

Zwar ischt er
e grobe
mit Frau und Chind
und schlot
au s Vee

Aber im gipsige
Sant Wändel
wo über de Staltür stod
liess er
nüd lo gschee

So gäbe es über Heilige, deren Verehrung früher stark verbreitet war, noch manches zu berichten. Einer der ersten heiligen Einsiedler war Antonius der Eremit. Auch ein Patron des Bauernstandes; sein Attribut ist ein kleines Schwein. Er ist zum Beispiel in der Kapelle auf dem Horben dargestellt; im Volk wird er liebevoll der Säulitoni geheissen.

Der Patron der Kirche Merenschwand ist Sankt Vitus. Er soll Bettnässern Hilfe bringen. Vitus wird auch in der Kapelle des Weilers Gerenschwil (bei Abtwil) um Hilfe angerufen. Dass das Kirchlein aber den Übernamen „Bettseicherchäppeli“ bekommen hat, gehört auch in die Sparte Volkstümliches und Brauchtum.