Gedanken zur Zeit im 
Juni
 
2010
 

Musikhörer. Immer nur Ansprüche

„Ja, was für Musik hörst du denn?“ werde ich hie und da gefragt.

Meine Antwort(en):
„Klassische Musik, vornehmlich Klaviermusik, wenn Alfred Brendel sie spielt;
Orgel, vornehmlich Bach und Romantiker;
Schubert-Lieder, gesungen von Fischer Dieskau;
Geistliche Chormusik, geleitet von Helmut Rilling oder Frieder Bernius“.

„Sonst nichts?“
„Eigentlich nur das, was mir ungewollt zu Ohren kommt, am Radio und so.“
„Findest du so etwas denn nicht einseitig? Hast doch auch Söhne, die andere Musik machen!“
„Ja, ihre Musik interessiert mich auch. Bin stolz, dass sie Musik machen.“
„Also doch.“

Dann sag ich meistens: „Weisst, ich nehme mir halt die Freiheit, einseitig zu sein. Und das ohne es jemandem erklären zu müssen. Darf ich doch, oder?“

So, das wär’s. Bis hierher.

Ich amüsierte mich je nach dem mehr oder weniger, wenn ich im „DRS Eins um Eins“ während Tagen am Radio zu hören bekam, wer alles zu den musikantischen Grössen unseres Landes gehört. Viele habe ich aufsteigen sehen, die heute das Feld der Musik besetzen. Ich habe vor allen Respekt, die sich mit einem langen Atem durchgesetzt haben. So glaube ich, dass es neben einer natürlichen Begabung nur immer darauf ankommt, sich mit Ausdauer der Musik zu widmen.

Eins möchte ich klar stellen: Ich bin nicht gegen Musik, die nicht meinen Vorstellungen von klassischer Musik entspricht. Jede Musik muss aber interessant, abwechslungsreich, gekonnt, pfiffig und einfallsreich sein. Und der Klang muss rein sein. So höre ich mir jede Musik an. Und weil ich auf dem nicht klassischen Gebiet kein grosser Kenner bin, schaue ich mir beim Radiohören im Internet öfters auf die Hinweise über das, was gerade gespielt wird. Schön, jetzt, wo ich dies schreibe, Céline Dion zuzuhören, wie sie „A new day has come“ singt, oder?

Ich schwärme nicht für die so genannt Alte Musik (auf klassischen Gebiet) und auch nicht für die „alte Aufführungspraxis“ Das kann für mich (für mich!) auch schon mal schaurig langweilig sein. Da sind gewisse Instrumente doch schon mal etwas daneben in der Stimmung, oder nicht? Mein ehemaliger Klavierlehrer nannte das Cembalo zum Beispiel nicht sehr liebevoll „Gufechischte“. So weit will ich nicht gehen. Aber eine Sonate von Beethoven klingt meines Erachtens auf einem modernen Flügel schon schöner, als auf einem Original-Hammerklavier.

Den Fernseher schaltete ich kürzlich aus, als ein Orchester ein schönes, modernes klassisches Werk darbot. Die gequälten Gesichter der Musiker und die nutzlosen Turnübungen des Dirigenten wollte ich nicht weiter anschauen.

Ich bin wohl ein ziemlich schwieriger Musikhörer.