Gedanken zur Zeit im 
Dezember
 
2010
 

Findet die Erd-Erwärmung statt?

Findet die Erd-Erwärmung statt? Unsere Kinder im Mittelland würden Schnee bald nur noch vom Hörensagen kennen. So prognostizierten es wissenschaftliche Studien zu Beginn unseres Jahrhunderts. Seit der Jahrhundertwende sind aber zehn Jahre verflossen. Von Nicht-Schnee keine Rede, im Gegenteil; der Winter ist früh eingebrochen und hat uns Schnee und klirrende Kälte beschert. Auf Strassen und Schienen war der Verkehr lange stark beeinträchtigt. Weil auf europäischen Flughäfen nichts mehr lief, sassen über Weihnachten Tausende in Terminals fest, schliefen auf Koffern oder auf Notbetten und wurden aus Notküchen einigermassen mit Speis und Trank versorgt. Die Streusalz-Vorräte gehen zur Neige.

Wer erinnert sich denn nicht an die Prognosen vom Waldsterben, wie sie vor Jahren gewisse Unheilspropheten verkündet hatten? Vom Waldsterben ist nicht mehr die Rede; dem Wald geht es gut.

Was soll man noch glauben? Der Glaube an Prognosen aller Art ist mir schon lange abhanden gekommen. Seien sie von welcher Art auch immer. Ich habe etwas gegen telefonische Umfragen von irgendwelchen Instituten. Da werde ich allergisch und mache es jeweils kurz, indem ich den Umfragenden sage, ich würde höchstens an einer Umfrage über den Sinn und Unsinn von Umfragen teilnehmen.

Nicht nur der Glaube an Umfragen ist mir abhanden gekommen. Auch der Glaube an gerechte Preise zum Beispiel. Wie können die Preise von Hunderten von Produkten plötzlich gesenkt, ja gar garantiert und dauernd gesenkt werden? Offenbar hat bei der Preisgestaltung bisher doch einiges nicht gestimmt. Oder findet gar ein schleichender Qualitätsverlust bei den Produkten statt?

Vom Glaubensverlust auf politischem Gebiet mag ich gar nicht reden. Der ist bei mir enorm. Nur so viel: Ich stehe nicht mehr zu allem, was ich früher im Fach Staatskunde erzählt habe. Auch bei mir ist ein Vertrauensschwund in die Politik zu registrieren.

Und der Glaubensverlust auf religiösem Gebiet? Ich bitte um eine Unterscheidung zwischen dem Glauben an das Wort der Heiligen Schrift und dem Glauben an so genannte Würden-Träger (welch ein Wort!), die sich dazu berufen fühlen, mir ihren Glauben beizubringen.

Man sollte nicht vergessen, dass Benedikt von Nursia (Gründer des Ordens der Benediktiner, 480 bis 547) den Oberen seiner Klöster den Rat gegeben hat, Beitrittskandidaten gut zu prüfen, wenn sie wünschen, im Kloster Aufnahme zu finden. „Es können nur Suchende aufgenommen werden. Leute, die erklären, sie hätten Gott gefunden, müssen abgewiesen werden“.

Glauben heisst übrigens, etwas für wahr zu halten, das nicht bewiesen werden kann. Etwas für nicht wahr halten, heisst aber keinesfalls, ungläubig zu sein.