Gedanken zur Zeit im 
März
 
2011
 

Ostertermine

Die Fasnacht sei dieses Jahr spät, sehr spät. Aber warum denn eigentlich?
Weil Ostern eben spät sei, dieses Jahr.
Warum denn dieses Hüscht und Hott mit Ostern?

Kann man Ostern denn nicht ein für allemal auf einen bestimmten Tag legen, wie Weihnachten zum Beispiel, die doch immer am 24./25. Dezember über die Bühne geht? So wüsste man doch, woran man ist, auch mit den Winterferien und mit einer „Brücke“ zum Beispiel über diese Tage.

Solche Diskussionen kann man an Stammtischen hören. Sitzt dann vielleicht einer da und will der Runde erklären, wieso das so ist und nicht anders, wird es bald einmal schwierig. Denn das mit dem Ostertermin, der immer auf den ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond fällt, ist das so eine Sache.
 
„Warum denn dieser alte Zopf?
Was, Konzil von Nicäa im Jahre 325?“
 
Die Gefahr, dass derjenige, der die Sache erklären will, bald als Hinterwäldler und kirchlich Geschädigter abgestempelt wird, ist gross.

Das alles ginge ja noch. Dass der Mond einmal so oder so, voll oder neu, Sichel nach links oder Sichel nach rechts am Himmel steht, ist schon schwieriger. Weil man das nicht ändern kann, lässt man das Grübeln darüber am besten sein.

Dazu kommt noch das Obsigänt und Nidsigänt. Tüchtige Gärtner achten beim Pflanzen auf Obsigänt, Tierzüchter decken ihre Tiere nur bei Obsigänt und so weiter. Dass Nidsigänt und Obsigänt mit zunehmendem oder abnehmendem Mond nichts zu tun haben, wissen Hobbygärtner und Kaninchenzüchter wohl. Viele gescheite éeute aber nicht.  Sie wissen nicht, dass es sich da um die Bahn des Mondes um die Erde handelt, die mal tiefer, mal höher steht.

Und dann sind noch die Jahreszeiten. Die Gründe, die zu Sommer und Winter, führen sind ein weiteres Erklärungsfeld. Die Kenntnisse über alle diese Phänomene, müssten eigentlich Allgemeingut sein.

Ein Gedicht von Mascha Kaleko begleitet mich in diesen gedanklichen Zusammenhängen schon seit vielen Jahren. Es ist ihr Gedicht „Sozusagen grundlos vergnügt,“ das ich den Lesern in seiner vollen Länge anbieten möchte:

Ich freu mich, dass am Himmel Wolken ziehn,
und dass es regnet, hagelt, friert und schneit.
Ich freu mich auch zur grünen Jahreszeit,
wenn Heckenrosen und Holunder blühen.
Dass Amseln flöten und dass Immen summen,
das Mücken stechen und dass Brummer brummen.
Dass rote Luftballons ins Blaue steigen,
dass Spatzen schwatzen, und dass Fische schweigen

Ich freu mich, dass der Mond am Himmel steht,
und dass die Sonne täglich neu aufgeht.
Dass Herbst dem Sommer folgt und Lenz dem Winter,
gefällt mir wohl, da steckt ein Sinn dahinter,
wenn auch die Neunmalklugen ihn nicht sehn.
Man kann nicht alles  mit dem Kopf verstehn!
Ich freue mich, das ist des Lebens Sinn.
Ich freue mich vor allem, dass ich bin.

In mir ist alles aufgeräumt und heiter;
die Diele blitzt, das Feuer ist geschürt.
An solchem Tag erklettert man die Leiter,
die von der Erde in den Himmel führt.
Da kann der Mensch, wie es ihm vorgeschrieben,
weil er sich selber liebt - den Nächsten lieben.
Ich freue mich, dass ich mich an das Schöne
Und an das Wunder niemals ganz gewöhne.
Dass alles so erstaunlich bleibt und neu!
Ich freu mich dass ich... Dass ich mich freu!