Gedanken zur Zeit im 
September
 
2007
 

Wann beginnt denn der Herbst?

Nun sei es schon wieder Herbst, meteorologisch zumindest. Bisher hatte ich gemeint, der Herbst beginne um den 21. September herum. Eigentlich hätte ich schon Recht, sagt man mir, aber die Meteorologie definiere als Sommer halt die Zeit vom 1. Juni bis zum 1. September. Könnte mir eigentlich wurst sein; ist es mir aber nicht. Tatsache ist: der nächste Herbst beginnt am 23. September um 11.51 Uhr. Der Sonnenuntergang findet Ende September 1 Stunde früher statt als am Monats-Ersten gegen 19 Uhr. Auch am Morgen ist es bedeutend länger dunkel: Der Sonnenaufgang verspätet sich bis nach 7 Uhr.

So nehme ich das Nahen des Herbstes wahr und stelle mich ein auf die goldene Jahreszeit; Eduard Mörikes Gedicht „Septembermorgen“ spricht so wunderbar von einer herbstkräftig gedämpften Welt, die in „warmem Golde“ fliesst. Und auf dieses Gold will ich mich einstellen.

Nicht zuletzt wegen dieses Gedichts ist mir der Herbst so lieb und vertraut. Im Erusbachverlag sind Gedichtkarten im Angebot, weil ich finde, dass Gedichte wichtig sind; mir sind sie so wichtig wie geliebte Musikstücke. Unzählige Gedichte sind zu Liedern geworden, haben sich ganz natürlich mit der Musik vereint. Die Musik hat sie weitergetragen, in die Welt hinein, in Stuben und in Herzen. Was wäre das Gedicht „Am Brunnen vor dem Tore“ ohne Schuberts Melodie? Gedichte kommen mehr aus Erfahrungen als aus Gefühlen heraus. Wer Gedichte geschrieben hat oder heute schreibt, hat viel gesehen, weiss und kennt viel von dieser Welt.

Nochmals zurück zur Meteorologie, zu „Meteo“, wie es in Radio und Fernsehen tagsüber mehrmals im Tag heisst. Das Meteo-Ritual ist dort zur Institution geworden. „Er hed schön gmäldet für de Sunntig“. Unter „er“ ist wer gemeint? Und das Geschwafel vom „Tag, wo startet“! Je nachdem höre ich mit einem oder mit zwei Ohren selber auch hin. Aber eigentlich möchte ich mir auf Grund eigener Beobachtungen meine Meinung über die Wetterentwicklung selber darüber machen. Mit etwas Verstand sind persönliche Prognosen kaum weniger genau als die von der charmanten Wetterfee am Bildschirm.