Lesen ist für mich schon vom Wichtigsten. Ohne Bücher könnte ich nicht sein. Literatur kann wie Philosophie, Wissenschaft oder Religion die Welt erklären. Literatur ist ein immerwährendes Entfalten von Einsichten.
Gedanken zur Zeit im
Mai
2017
Philosophisches
»Ich glaube nur, was ich sehe!« – Diese Aussage widerspiegelt eine heute ziemlich verbreitete Welt- und Wirklichkeitssicht. Das augenscheinlich Nachprüfbare wird als das »Wirkliche« qualifiziert. Darin richtet man sich dann möglichst gemütlich ein. Mehr braucht’s eigentlich nicht zum Leben. Oder vielleicht doch?
Ganz anders jedenfalls ist die Sicht zur Zeit des Hebräerbriefes. Die augenscheinliche Welt wurde von vielen nur als »schatten- und abbildhaft « empfunden. Von der himmlischen Welt hingegen nahm man an, sie sei die »wahre, wirkliche und eigentliche«. Dort wollte man hin, dort wollte man zuhause sein und leben! Einfach auch deshalb, weil der Alltag für die allermeisten Menschen mühsam und beschwerlich war. Wie konnte man in diese »wahre und wirkliche« Welt gelangen? Wer würde einem den Weg dorthin zeigen? Musste man nicht alles, was einen belastet und was man falsch gemacht hatte, zurücklassen, um wirklich frei für das Himmlische und »Ewige« zu sein?
Nach dem Hebräerbrief ist Gottes ewige Heilswelt schon in Zeit und Geschichte Wirklichkeit geworden. Diese neue Welt hat Christus für die Menschen erschlossen. Im Glauben an ihn wird diese Welt schon jetzt, in der Gegenwart, erfahrbar. Aus der Sicht des Hebräerbriefes sollte man diesen attraktiven Weg ins Leben mit Gott entschlossen gehen.
Erich Fromm (1900–1980; deutsch-US-amerikanischer Psychoanalytiker, Philosoph) meinte:
„Glauben erfordert Mut. Damit ist die Fähigkeit gemeint, ein Risiko einzugehen, und auch die Bereitschaft, Schmerz und Enttäuschung hinzunehmen. Wer Gefahrlosigkeit und Sicherheit als das Wichtigste im Leben ansieht, kann keinen Glauben haben“.
Ja, mit dem Glauben ist es so eine Sache. Vielleicht kann er, wie Wissenschaft und Kunst, einen Teil der Welt erklären helfen.