Buchhinweis im 
Juli
 
2011
 

Sämtliche Romane und Erzählungen

Josef von Eichendorff
Verlag Albatros

Eichendorff? Ja!
Ich habe zufälligerweise einen Hinweis auf den umfangreichen Band mit fast 1000 Seiten erhalten. Eichendorf, romantisch, Gedichte, Leben eines Taugenichts... das wollte ich mir wieder einmal vornehmen.
Es geht im Folgenden nicht um eine Inhaltsangabe der Romane
 
Ahnung und Gegenwart oder
Dichter und ihre Gesellen

oder der Erzählungen

Aus dem Leben eines Taugenichts
Das Schloss Dürande
Das Marmorbild

Nein, ich möchte dass Leserinnen und Lesern sich ein Vergnügen gönnen mitStimmungen in der Natur,
Kahnfahrten auf Flüssen,
Ritten durch dunkle Wälder
Bergspitzen mit atemberauschenden Aussichten,
Mondnächten
Schlössern in verwilderten Parkanlagen
Still vor sich hin rauschenden Brunnen
Stürzenden Bergbächen In wilden Schluchten und Klüften
Jagden und Jagdhörnern
...und was der romantischen Dinge noch mehr sind!

Wieder einmal die wunderbare Sprachkraft eines Dichters still geniessen, alles ums ich herum vergessen und nach der Lektüre drüber sinnieren, wie sehr sich seit Eichendorff die ganze Welt verändert hat.

Ebenso wie bei uns Menschen von heute, waren auch Eichendorffs Figuren  ihrem Schicksal ausgesetzt und hatten sich mit Fragen von Liebe, Schuld, Gerechtigkeit und Wiedergutmachung, von unabwendbarem Schicksal, von Krieg und Frieden auseinander zu setzen.

Bei Josef von Eichendorff finde ich eine vorbildhafte Sprache, unerreicht schön in ihrer Einfachheit, ihrem ebenmässigen Fluss und ihrer begrifflichen Anschaulichkeit. Nur ein einziges von aberhunderten Beispielen, der Brand des Schlosses der Gräfin Romana:

„Da sah er auf einmal helle Flammen zu den Fenstern hereinschlagen, durch die offenen Tür erblickte er auch schon die anderen Gemächer in vollem Brande. Hinter ihm stieg die Flamme auf die höchste Zinne der Burg und warf grässliche Scheine weit zwischen den Bäumen. Das Schloss sank wie ein dunkler Riese in dem feurigen Ofen zusammen, über die alten guten Zeiten hielt das Flammenspiel im Winde seinen Tanz.“

Und immer wieder sind Eichendorffs Texte mit „Liedern“ durchsetzt. Es sind viele seiner Gedichte, die hier eingestreut, meist zur Gitarre, zur Laute oder zur Harfe gesungen werden. Gedichte, die zum eigentlichen deutschsprachigen Kultur-Erbe gehören und von vielen Komponisten vertont worden sind.

Eines meiner liebsten Gedichte in diesem Zusammenhang ist dasjenige, das Othmar Schoeck so wunderschön für Männerchor vertont hat:

Es schienen so golden sie Sterne
am Fenster ich einsam stand
und hörte aus weiter Ferne
ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leibe entbrennte,
da hab ich mir heimlich gedacht:
Ach, wer da mitreisen könnte
in der prächtigen Sommernacht.

Zwei junge Gesellen gingen
vorüber am Waldesrand
ich hörte im Wandern sie singen
die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden Felsenschlüften,
wo die Wälder rauschen so sacht,
von Quellen, die von den Klüften
sich stürzen in Waldesnacht.

Sie sangen von Marmorbildern,
von Gärten, die überm Gestein
in dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
wo die Mädchen am Fenster lauschen,
wann der Lauten Klang erwacht
und die Brunnen verschlafen rauschen
in der prächtigen Sommernacht.

(Geheimtipp: Lesen Sie doch immer wieder mal Gedichte, es gibt nichts Schöneres für Zwischendurch!)

Und noch zu Josef Freiherr von Eichendorff: Er enstammte einer Adelsfamiie und wurde 1788 auf dem Familiengut Schloss Lubowitz in Oberschlesien geboren. Er starb 1857. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen verlor die Familie ihren Besitz. Das muss man wissen, wenn er von Schlössern, vom Leben des Adels und von einer Zeit schreibt, die er in seinem eigenen Leben bereits nicht mehr so erlebt haben dürfte.

Alles in Allem: Mir hat die Lektüre des Romans „Ahnung und Gegenwart und der Erzählungen „Aus dem Leben eines Taugenichts“, „Das Schloss Dürande“, „Das Marmorbild“, „Auch ich war in Arkadien“ und anderer Erzählungen mit all den wunderbaren Gedichten zuinnerst in der Seele gut getan.