Gedanken zur Zeit im 
September
 
2012
 

Althergebrachte Weisheiten

Niemand war früher so vom Wetter abhängig wie die Bauern. Es ist deshalb verständlich, dass aus Beobachtungen von Generationen viele, zum Teil originelle Wetterregeln formuliert wurden. Bauernregeln heissen sie auch und werden immer gern noch zitiert.

Beispiele:

Wenn der September noch donnern kann,
setzen die Bäume viel Blüten an.

Ist Regina (7. September) warm und wonnig,
bleibt das Wetter lange sonnig.

Zeigt sich klar Mauritius (22. September)
Viele Stürm er bringen muss.

Wie sich s Wetter an Maria Geburt (8. September) tut halten,
so wird es sich noch vier Wochen gestalten.

Es fällt auf, dass in diesen alten Regeln fast nie Daten, sondern die
Namen der Tagesheiligen genannt sind. Die Nehmen der Kalenderheiligen, früher in katholischen Landen Sonntag für Sonntag von der Kanzel verkündet, hatten sich im Gedächtnis eingeprägt. Ausser den Heiligen wurde auch den Mondphasen, ob Zunehmend oder Abnehmend, aber auch Obsigänt und Nidsgänt (nicht dasselbe wie die Mondphasen!) grosse Beachtung geschenkt.

Heute ist man leicht geneigt, über alte Dinge wie Wetterregeln ebenso wie über althergebrachte Hausmitteli, oder über Rezepte mit Heil- und Gewürzkräutern zu lächeln. Ob mit Recht, wäre zu fragen. Es scheint zwar heute wieder mehr anerkannt zu werden, dass in alten Regeln und Rezepten Einsichten und Weisheiten stecken, die nicht einfach vom Tisch zu wischen sind.

So mancher Trunk, vielleicht in einem Kloster über Jahrzehnte, gar Jahrhunderte traditionell gebrannt, tut seine Wirkung so gut wie Medikamente aus der Apotheke von heute. Solche Wässerlein waren und sind auch Medikamente, allerdings ohne kompliziert abgefasste Packungsbeilage.

So musste es eines Tages ja kommen, dass so genannte „Sach“-Verständige des kantonalen und des eidgenössischen Amtes sich meldeten und verlangten, dass von nun an alle Kloster- und Heilwässerchen sauber deklariert und nach Vorschrift etikettiert sein müssen. Um der Volksgesundheit willen. Ein hehres Ziel, oder?

Schön, dass selbst der Amtsschimmel die Nachfrage nach alten Rezepten und Heilmitteli nicht hat schwinden lassen.

Ich selber vertraue in Fällen von Magenverstimmung und bei Anzeichen von Erkältung immer zuerst dem „Fahrer Rotgeist“, einem Kräuter- und Gewürzbrand nach Fahrer Kloster-Rezept von 1786, erhältlich im Lädeli oder an der Pforte des Klosters.