Gedanken zur Zeit im 
Dezember
 
2016
 

Änneli, gimmer es Müntschi....

Das Emmental, ein besonderes Stück Schweiz. Das kann man wohl in verschiedener Hinsicht so sagen. Zum ersten ist es landschaftlich mit den sanften Hügeln, den dunklen Wäldern, die an saftige Wiesen und Weiden grenzen. Dann sind es die weit ausladenden mächtigen Bauernhöfe, die als einzelne Heimbezirke in den günstigsten Senken oder an sanften Hängen vor hunderten Jahren vollständig aus Holz gebaut worden sind. Noch heute verraten viele wunderschöne, meist mit Geranien geschmückten Fassaden eine frühere Behaglichkeit und einen gewissen Reichtum. Dann sind es weiter die Leute aus dem Emmental, die uns diesen Teil schweizerischer Lebensart und Kultur vermitteln: ein bodenständiger, arbeitsamer, ehrlicher und gottesfürchtiger Menschenschlag lebt noch immer hier.

Meine Begleitung und ich fuhren ins Emmental mit dem Ziel Chuderhüsi, einem Gasthof oder Kurhaus an wunderbarer Lage mit Blick in die hochalpine Welt des Berner Oberlandes. Wir wurden an diesem schönen, sonnigen Tag mit einer wunderbaren Aussicht beschenkt. Von der Terrasse des Chuderhüsi erblickt man unten im Tal das Kirchlein von Würzbrunnen. Schon von hier aus ein landschaftliches Bijou. Das Gotteshaus soll schätzungsweise 1000 Jahre alt sein, wie es ein Dokument des Papstes Eugen lll. verrät. In Rüeggisberg soll ein Kloster bestanden haben, das nach der Regel der Mönche von Cluny geführt war.

Vom Kirchlein von Würzbrunnen wäre viel zu berichten. Auf der Empore steht eine wertvolle alte Orgel, erbaut vom einheimischen Orgelmacher Peter Schärer im Jahre 1785. Sicher ein Orgeldenkmal erster Güte, das allerdings eine fachgerechte Renovation nötig hat. Aber die bernische Orgeldenkmalpflege wird hier zum Rechten sehen, des bin ich sicher. Ein Glücksfall ist es wohl, dass bis dato noch niemand an diesem Instrument herumgedoktert hat. So ist sein Originalzustand heute ein Glücksfall und eine fachgemässe Renovation eine Ehre für einen guten Orgelbauer von heute.

Zudem ist es ein Glücksfall, dass die Reformation hier auf dem Lande nicht mit so viel künstlerischem Unverstand vor sich gegangen ist wie in den großen reformatorischen Zentren Bern, Zürich, Basel, Genf und anderen. So sind die Fresken der Eingangspartie mit der Darstellung des Märtyrers Stephanus und dem Heiligen Christophorus erhalten geblieben.

Vom Kirchlein von Würzbrunnen heisst’s , es sei ein Kraftort.

Für den Film „Ueli der Knecht“ wurden einige Szenen drinnen und in der nächsten Umgebung  gedreht. Ueli schläft während der Pfarrers langer Predigt selig oben auf der Empore, träumt von seinem Änneli und bittet es um „es Müntschi“. Für grosses Raunen und neugieriges Kopfdrehen Richtung Empore und für viel Gesprächsstoff hat Ueli wohl gesorgt.