Gedanken zur Zeit im 
Februar
 
2017
 

Ausflug ins Tessin

Ja, jetzt sollte man ins Tessin oder überhaupt in die Südschweiz fahren, um unserer tristen Nebeldecke zu entfliehen. Die Neugier, zum ersten Mal durch den längsten Bahntunnel der Welt zu fahren, kommt dazu.

So war unser Ziel die Hauptstadt des Tessins, Bellinzona.
Der Bahnhof ist ganz neu herausgeputzt und macht einen vorzüglichen Eindruck. Da ich im Sinn habe, den Rückweg im Postauto über den San Bernardino und Chur zu nehmen, orientiere ich mich in der Schalterhalle, wo sofort ein Beamter auf uns zukommt und nach unserem Begehren fragt. Er erklärt das mit dem Bus; am besten sei natürlich eine Reservation. Man könne sie hier im Bahnhof gerade erledigen. Tue man es am Schalter der SBB, koste eine Reservation Fr. 5.-, aber gleich daneben hinter Glas im hellen Büro, dort befinde sich das Verkehrsbüro, und dort sei eine solche Reservation gratis. Ja, das gibt’s unter dem Dach eines neu renovierten Bahnhofs einer Kantonshauptstadt der Schweiz.
Was auffällt: die Leute hier sind überaus zuvorkommend.

Wir wandern hinunter in die Stadtmitte, wo es bei der UBS nach rechts geht, über einen riesengrossen Platz zum Felsen, auf dem das Castel Grande thront. Ein Lift bringt uns hinauf, und welch schöner Ausblick auf die Stadt Bellinzona, in die Umgebung und zu den Bergen und den zwei anderen Burgen, die die Stadt umsäumen! Waren die drei Burgen vor Jahren sozusagen vernachlässigte Zeugen aus alter Zeit, sind sie heute die bestens renovierten Wahrzeichen von Bellinzona.

Oben im Castel Grande essen wir perfekt in einem wunderschönen Grotto, ein Restaurant wäre auch noch vorhanden, und nachher besuchen wir das Museum, das hier in einer einmalig modernen Art in die ehrwürdig alte Befestigungsanlage hineingepflanzt worden ist. Zuerst werden wir kurz über alles orientiert und gefragt, ob wir den Film zuerst sehen möchten, wenn ja, könne er auch in deutscher Sprache geschaut werden. Und dieser Film ist wirklich sehenswert und bringt eine Übersicht in die fast zweitausendjährige Geschichte der Stadt und der Region Bellinzona. Alte Erinnerungen aus dem müden Geschichtsunterricht in der Schule werden wiedererweckt. Warum Bellinzona einmal von einer riesigen Flutwelle ertränkt wurde, hatte seine Grund darin, dass bei Biasca ein Erdrutsch zu einem riesigen See geführt hatte, und dass eines Tages der Damm gebrochen sei und die Wasser talwärts alles vernichteten, was ihnen im Wege stand. Bellinzona war damals von einem Tag auf den anderen von einem blühenden Ort zu einer Wüste geworden.

Der Rückreise erfolgte wie geplant mit dem Eilbus von Postauto Schweiz, Sektion Misox, durch eine wunderbar verschneite Bergwelt hinüber ins Bündnerische, durch die Via Mala nach Chur. Und dort war es wieder saukalt, während wir in Bellinzona auf der Piazza, wohl in unsere Winterkleider gehüllt, aber an der warmen Sonne, einen Kaffee genossen hatten.