Gedanken zur Zeit im 
August
 
2014
 

Bundesfeier in Seengen

Den Vorabend des Bundesfeiertags am 31. Juli verbrachte ich in Seengen. Die Ansprache hielt Nationalrätin Corina Eichenberger. Zum Vergessen. Solche Reden sollte man verbieten. Da wird am Abend des ersten August all das aufgetischt, was die Leute schon eh in den täglichen Meldungen in der Zeitung angurkt: Besserwisserei, Indoktrination, so genanntes Besorgtsein um die Zukunft des Landes und all das Zeug kann man nicht mehr hören.
 
Ich plädiere nicht für die Abschaffung von Reden am Nationalfeiertag, aber ich halte dafür, dass Politiker wenigstens an diesem Tag das Maul halten müssten. Von ihnen hört man schon im Radio und im Fernsehen wenig Gescheites; es gibt aber Ausnahmen, möchte ich angemerkt haben.

Nein, es mag keine Sternstunde der Corina Eichenberger gewesen sein, als sie ihre viel zu lange Rede verfasste. Was muss das auch für ein Gefühl sein, wenn man am Rednerpult steht, redet, und niemand hört zu? Bei einer Tanzmusik mag das seinen Sinn haben; denn sie sorgt für Unterhaltung. Eine Rede kann nur unterhalten, wenn sie auch gekonnt vorgetragen wird, Neues enthält und mit einem Schuss Humor gespickt ist.

In der Festwirtschaft gab es eine schöne Auswahl an Leckereien, die der Turnverein bereit gehalten hatte. Und da war da noch die wunderbare Aussicht vom Eichberg hinunter zum See und hinein in die Berge. Nicht gefehlt hat der Brestenberger, mein Liebling unter den Aargauer Landweinen.

Vom Brestenberg hinüber sieht man auch nach Dürrenäsch, zu meiner Heimatgemeinde. Ich habe zwar keine grosse Beziehung zu ihr, es hat sich einfach so ergeben. Das Interesse aber ist mächtig gewachsen, als ich das kürzlich im Verlag  „hier+jetzt“ erschienene Buch „Dürrenäsch“, geschrieben von Dominik Sauerländer, geschenkt erhielt. Jedes Buch über die Geschichte eines Dorfes erzählt auch sein Stück Weltgeschichte. Das Dorf im „Stumpenland“ mit der „Tubakstampfi“. Die Bertschi-Dürrenäsch Transport AG mit ihren weltweit bekannten Last- und Eisenbahnwagen machen das Dorf bekannt. Von der „Korki“, Korkwarenfabrik der Firma Sager, bis zum Kunststoff Sagex: alles hat mit Dürrenäsch zu tun, dem Dorf auf der Wasserscheide zwischen dem aargauischen See- und Wynental.

Vom Eichberg aus sieht man auch den blendend weissen Kirchturm von Leutwil. In der Kirche von Leutwil wurde mein Vater konfirmiert. Als Bezirksschüler legte er täglich den Weg von Dürrenäsch nach Seengen zu Fuss zurück. Die Mittagspause konnte er bei seinen Verwandten im Restaurant Holliger Sämi machen. Seine Mutter, Tochter des Tierarztes Steiner in Dürrenäsch, und die Frau des Seenger Tierarztes, Wirts und Landwirts Holliger waren Schwestern gewesen. Später machte mein Vater die Bäckerlehre in der heute noch bekannten Seenger Bäckerei Hächler.

So schweiften meine Gedanken während der Rede zum Nationalfeiertag 2014 von Frau Nationalrätin Eichenberger dennoch durch heimatliche Bereiche.
Ich war nämlich auch einer von den vielen Festbesuchern, die der Nationalrätin nicht zugehört haben.