Gedanken zur Zeit im 
Februar
 
2013
 

Ein strenger Winter

Ein strenger Winter sei es gewesen, heisst es allenthalben. Richtig kalt, und auf den Strassen gefährlich. Kaum ein Morgen, wo Automobilisten nicht ihre Autoscheiben vom Eis befreien mussten. Nichts mehr davon, dass unsere Kinder und Kindeskinder dereinst den Schnee nur noch vom Hörensagen kennen würden. So oder ähnlich hatte es ja nach schneearmen Wintern geheissen.
Markus Schär schrieb kürzlich in einem Artikel in der Weltwoche:

Klimaforscher müssen eingestehen, dass sie beim Voraussagen der
Temperaturentwicklung daneben lagen. Die Sonne dürfte das Klima stärker
beeinflussen als angenommen: Ihre Aktivitat deutet nicht auf eine
Erwärmung, sondern auf eine Abkühlung hin.

Alles sei auf die Schwankung der Sonnenaktivität zurückzuführen.
Was weiss ich kleiner Schneeschuh-Wanderer schon von all dem?

Eine zauberhafte Schneelandschaft aus diesem Winter bleibt mir unvergesslich: Ich nehme am 8. Dezember den Weg nach Büttikon unter die Füsse. Dort wird nämlich das Kirchenpatrozinium gefeiert; ein besonderes Erlebnis mit Männerchor jedes Jahr.

Also: Auf dem Feld nach dem Bärholz liegt eine einzigartige Abendstimmung, mit noch ein wenig Licht von Westen. Jede Bodenwelle, und jede noch so kleine Erhebung auf dem Hilfiker Flugfeld bis hinauf zum Sandbühl, und von da zum Tägerli liegt im unendlich scheinenden Weiss.  Gibt‘ s das noch, frage ich mich. Gut, bin ich zu Fuss unterwegs.

Als es den Flugplatz noch gab, stand kein Kommandoturm da, keine Pistenbeleuchtung, nichts. Die Bäume des kleinen Wäldchens umstellen den Betonboden des ehemaligen Hangars. Geflogen wurde nur am Tag.

Der Hilfiker Dorfchronik ist zu entnehmen:

Die Landungen und Starts ab 1923 waren eine Attraktion für die ganze Region. Aus Rücksicht auf die Landwirtschaft wurde der Betrieb jeweils von anfangs Mai bis zum Heuet eingestellt. 1940 wurde das Flugfeld für die „Anbauschlacht“ unter den Pflug genommen. Der Hangar wurde nach Spreitenbach verkauft. 1929 landeten zum 60. Geburtstag des Schlossherrn und Piloten Nabholz in dreizehn Flugzeugen viele seiner Kollegen in Hilfikon.

Eine so eindrückliche Winterlandschaft boten auch die Ober- und die Unterzelg. Wie ich von Dintikon herkomme, begegnet mir auf einmal das leise Rauschen des Tribachs. Ab der Strasse Richtung Hembrunn-Wald ist er eingedohlt. Nicht mehr lange. Man will ihn renaturieren. Ich freue mich auf die Zeit, wo der Tribach wieder offen ist.

Unten im Feld fällt ein Bauer Bäume. Vielleicht müssen die aus Renaturierungs-Gründen weg. Die Bäume haben schon dort gestanden, als der Baumfäller noch nicht auf der Welt war.

So will es der Lauf der Zeit.

Die wunderbare Schneelandschaft schafft Räume, ganz andere als zu anderen Jahreszeiten. Von der hier hat man einen schönen Blick in die Berge, die in wunderbarem Licht da stehen. Seit ich ein iPhone habe, kann ich auch ihre Namen nachsehen. Seltsam: nun nimmt es mich nicht mehr so sehr wunder, wie die einzelnen Berge heissen. Irgendwie ist der Reiz, Berge von ferne zu kennen, verloren gegangen.

In der Nacht kann es recht kalt werden. „knackig kalt“, meint Sandra Boner am Fernsehen. Bisher hiess das etwa „klirrend kalt“. Unter knackig habe ich bis dato etwas ganz Anderes verstanden.