Gedanken zur Zeit im 
Dezember
 
2015
 

Engel – altertümlich?

Maria Empfängnis ist das Fest der Unklarheiten. Zwar werden katholische Quellen nicht müde, zu erklären, dass es bei diesem Fest nicht um die Empfängnis Jesu im Schosse Marias gehe, sondern um die Zeugung Marias im Schosse ihrer Mutter Anna (Dass dieser Name in der Bibel nicht vorkommt und der ihres Mannes Joachim auch nicht, spielt keine Rolle). Lassen wir es mal bei diesem Glaubenssatz und lassen die Kirche sprechen: „Mit »Erbsünde« ist kein persönliches falsches Verhalten vor Gott gemeint, sondern ein Hang zum Bösen und zum Tod, der seit der Sünde Adams auf der Menschheit lastet. Indem Gott Maria zur Mutter seines Sohnes erwählt, bewahrt er sie vor diesem Makel.“

Engel erfahren in unseren Tagen ein Comeback. Jahrelang galten sie als verstaubte Relikte religiöser Altertümlichkeit. Und dann waren sie auf einmal wieder da: auf Postkarten und in Werbeslogans, als Kunstgegenstände und als kleine Wegbegleiter. Sie sind willkommen, und nur noch selten wird der Hauch von Nostalgie belächelt, der sie umgibt.

Die ersten Engel in der Bibel sind die Cherubim, die mit einem Flammenschwert vor dem Garten Eden stehen, um die Rückkehr des gefallenen Menschen ins Paradies zu verhindern. In unserer Erinnerung sind jedoch diejenigen Engel tiefer verankert, die gute, lebensfreudige Botschaften im Gepäck haben. Sie wollen uns behüten (Ps. 91,11), und begleiten die Kindheitsgeschichte Jesu mit ihren heilsbringenden Verkündigungen. Als Boten sind sie zwischen Himmel und Erde unterwegs. Engel sind die »guten Mächte«, von denen wir »wunderbar geborgen« sind. Und dass wir ihnen vertrauen, ist Ausdruck unserer Zuversicht, dass Gott es gut mit uns meint. Es sind Freunde Gottes, die Gutes im Sinn haben. Man kann ihnen nacheifern. Es ist ein himmlisches Gefühl, wenn man gesagt bekommt: Du bist ein Engel!

Szenenwechsel: Händels „Judas Macabäus“ in Zofingen.

Die Aargauer Kantorei unter der Leitung von Daniel Schmid hat Hervorragendes geleistet. Ein solches Werk von fast zwei Stunden Dauer muss man im Kopf haben, wenn man es dirigieren will. Und das hat Daniel Schmid hervorragend getan. Früher in Rupperswil angestellt, begann Daniel Schmid eine tragende Rolle im aargauischen reformierten Kirchenmusikleben zu spielen. Heute ist er Kantor des Grossmünsters Zürich, also für die Kirchenmusik an der bedeutendsten Kirche Zürichs verantwortlich.

Die Sängerinnen und Sänger der Aargauer Kantorei, so heisst der Chor, sind etwas ins Alter gekommen. Junge Leute hat es auch in diesem Chor nicht zuhauf; dafür viele erfahrene Sängerinnen und Sänger.

Die Solisten, besonders die Damen, machten mir am Anfang mit ihrem Tremolo etwas Mühe. Dann aber entdeckte ich die innige Vertrautheit der Künstler mit Text und Musik. Es war eindrücklich, wie sich der Bass mit der Deklamation der Wörter in ihrem Satzzusammenhang ins Zeug legte. Ihn dürfen sich viele Chorleiter als Beispiel nehmen. Denn mehr und mehr habe ich das Gefühl, dass mit dem Wort zu wenig zu wenig sorgfältig umgegangen wird. Dabei ist das Wort doch der Grund dafür, dass der Komponist es für die Darstellung seiner Musik aufgegriffen hat.
Ist es uns bewusst, welch grosse innere Kraft und Bereitschaft die Ausführenden aufzubringen bereit sind, wenn sie einem solchen Werk Leben einhauchen?

Dessen wurde man auf wunderbare Weise Zeuge in der Zofinger Stadtkirche.