Gedanken zur Zeit im 
Februar
 
2008
 

Fasnacht wird nicht gefeiert

Siehst du den Stern?

Lesen Sie in der Zeitung auch immer die Todesanzeigen? Kann ja sein, dass jemand verstorben ist, den oder die ich gekannt habe. Dass ich davon nun weiss, des bin froh; das ist eine Information, für die ich dankbar bin. Vielleicht eine Alters-Erscheinung, das Lesen von Todesanzeigen und von Danksagungen. Irgendwie sind sie aber mehr als Information; zwischen den Zeilen ist mitunter viel zu lesen. Eine ganze Welt mit vielen Geschichten erschliesst sich einem dann und wann. Jedes Leben war einmalig.
 
Vor ein paar Tagen stand in der NZZ unter den Todesanzeigen das Gedicht mit dem Titel „Siehst du den Stern“ von Gottfried Keller, der vom Stern in fernstem Blau schreibt. Sein Licht erreicht uns noch immer, obschon er längst erloschen sein kann:

„Vielleicht vor tausend Jahren schon
zu Asche hob der Stern;
und doch steht dort sein milder Schein
noch immer still und fern“.


Es ist gut, mit Gottfried Kellers Gedicht über Sein und Vergehen zu sinnieren. In gewisser Weise tut solches Nachsinnen gut; es befreit einen, wenn oft auch nur für Augenblicke, und schafft Licht und Raum. Es gewährt Einsicht in Dinge, die einem sonst zu hoch erscheinen. Ist dieses „zu Hohe“ nicht oft Entschuldigung dafür, dass man sich oft nur ungern mit den letzten  Dingen beschäftigen mag?

Aber was schreibe ich da überhaupt jetzt, anfangs Februar, mitten in der lustigen Fasnachtszeit! Schliesslich ist jetzt die lustige Zeit im Jahreskreis, man will sie weg haben, die Grillen und Sorgen. „Nimm’s locker und sieh nichts zu eng“!

Gern bin ich lustig mit den Lustigen und fröhlich mit den Fröhlichen. Wenn ich es an der Fasnacht aber irgendwo gemütlich habe, mit Freunden bei einem Erusbacher, bei Wein oder Kafi Luz, dann kommt doch „nämms de Tüüfel“ eine Guggenmusig  ins Lokal gelatscht und spielt in einer Lautstärke, die nach SUVA-Norm strafbar wäre. Und dann höckle ich da und tue so, als fände ich das lustig. Denn dieses Musizieren ist, so sage ich mir dann, in gewissem Sinn eine kulturelle Tat. Die Guggerinnen und Gugger geben sich Mühe; sie tun wenigstens etwas für die Allgemeinheit . Sie haben schliesslich schon im letzten Advent für ihre fasnächtlichen Auftritte geprobt, als andere „Nun komm der Heiden Heiland“ sangen.

Irgendwie scheint der Kreis geschlossen: die Narren heissen bei uns Heiden.

Also: Heid-Heid! Auf zum lustigen Fasnachtmachen. Sie lesen richtig: Fasnacht wird gemacht. Und nicht gefeiert. Auch nicht unter einem gottesdienstlichen frommen Mäntelchen.