Gedanken zur Zeit im 
Juni
 
2015
 

Ferien! Oder doch nur Urlaub?

Wer kennt denn die eigentliche Bedeutung dieses schönen Wortes? Im Lateinischen bedeutet das Wort nichts weniger als Feier. Um 1521 tritt es in einer Reichsordnung in der Bedeutung von „geschäftsfreie Tage“ auf, später steht es für einzelne freie Tage an Universitäten und Schulen.

So wird auch die Bedeutung des Wortes Feierabend klar: es ist der Abend, an dem nicht eine Feier stattfindet, sondern ein arbeitsfreier Abend. Von Alten hörte ich in meiner Jugend noch den Begriff vom Fiire (Feiern): Si händ di letscht Wuche gfiiret, was geheissen hat, dass nicht gearbeitet werden konnte, auf dem Bau zum Beispiel, wenn es im Winter zu kalt war. Dann gab es halt Zwangsferien, früher unbezahlte Tage.

Und wenn heute für Ferien mehr und mehr das Wort Urlaub gebraucht wird, so ist das nichts Anderes als eine Unsitte, die sich über das deutsche Fernsehen in unsere Schweizer Sprachregion eingeschlichen hat. Urlaub heisst nichts Anderes als Erlaub oder Erlaubnis. Im Militär hat derjenige Urlaub, der die Erlaubnis erhalten hat, sich für eine bestimmte Zeit von der Truppe zu entfernen.

Jemanden beurlauben heisst, ihn für eine bestimmte Zeit von dienstlichen oder beruflichen Pflichten entbinden. Wenn heute ein hoher Beamter oder gar der Chef eines kriselnden Unternehmens beurlaubt wird, dann muss er seinen Posten räumen. Das heisst dann mit anderen Worten, er ist gefeuert worden.
Ja, so weit kann das kommen mit dem Urlaub, der mit Ferien gar nichts zu tun hat.

Zurück zum Thema Ferien. Manche Leute buchen Ferien und haben nichts Anderes im Sinn, als nichts wie weg, auf zu neuen Ufern. Gut so, wenn es dann Tage oder Wochen sind, die im alten Sinne des Wortes freimachen und zum Feiern, sprich zum Geniessen einladen, wenn es Tage wie Balsam für Leib und Seele werden.

Als Pensionierter habe ich es eigentlich schön. Ich habe immer Ferien und kann immer feiern; ich kann tun und lassen, was ich will. Ich weiss, dass das ein grosses Geschenk des Lebens ist. Wenn ich dann oft Leute sehe, die krank, arm oder unglücklich sind, frage ich mich, wie ich es verdiene, stets unbeschwerte Ferien, eben Feier-Tage leben zu dürfen.

Der Schein, wir wissen es alle, trügt. Es gibt auch die Tage, an denen es dem Pensionär nicht ums Feiern ist und wo die bange Frage aufkommt, was dann einmal sein wird, wenn es nicht mehr so ist, wie es ist.
Gertrud Stauffacher rät ihrem Gemahl in Schillers Wilhelm Tell:
„Schau vorwärts, Werner, und nicht hinter dir!“

Schneller gesagt, als getan!