Gedanken zur Zeit im 
Dezember
 
2014
 

Festtage – festliche oder feste Tage?

Weihnachtsfeier im Altersheim. Ich wurde angefragt, ob ich die Begleitung eines Kinderchores übernehmen wolle, was ich gern gemacht habe. So war ich mittendrin im eigentlich einfachen Geschehen, wo es nicht viele fromme Worte bräuchte. Aber die „Seelsorger“ wissen offenbar nicht, mit wem sie es zu tun haben. Braucht es die eigentlich, oder sind sie blosses Alibi? Es mangelt ihnen schlicht am Geschick, alten Menschen mit einer einfachen, aber aus dem Herzen kommenden Botschaft Freude zu machen.

Da habe ich doch eine Geschichte von einer Familie gelesen, die an Weihnachten am Tisch beim Weihnachtsessen sitzt. Als am laufenden TV-Bildschirm ein Gottesdienst gezeigt wird, fragt man sich, ob in den Kirchen tatsächlich auch Weihnachten gefeiert wird. So geschehen. Der Bedeutung des Festes ist vielen Menschen nicht präsent. Ob das je wieder einmal anders kommt, darf man sich fragen.

Und doch: Weihnachten kommt einfach über uns.

Aber kaum ist das Fest  des Hochkonsums vorbei, beginnt in den Läden der Ausverkauf. Sale heisst das heute. Wer nach Weihnachten shoppen geht, spürt kaum mehr etwas von vergangener Verkaufsorgie. Jetzt ist die kurze Zeit von Sonderangeboten. Schaufenster und Verkaufsflächen werden neu gestaltet. Noch ein festliches Gewand für alles bis Silvester. Nachher liegen schon die Fasnachtschüechli herum, und nach der Fasnacht stehen Osterhasen gleich rudelweise in den Regalen. Man wird daran erinnert, dass die Zeit läuft und läuft und läuft........

Gut, wer eine Agenda führt im neuen Jahr.

Aber: Ist sie Fluch oder Segen? Eigentlich spreche ich lieber von Kalender denn von Agenda. Von einem Kalender, in dem neben der Tages- und Wocheneinteilung in Geschichten, Rezepten, Bauern- und Wetterregeln oft viel Lebensweisheit stecken kann. Ein ehrenhaftes Beispiel dafür ist noch immer der Freiämter Kalender aus der Druckerei Kasimir Meyer in Wohlen.

Agenda heisst im wörtlichen Sinn, dass etwas „zu bewegen sei“. Tut sie das, die Agenda?

Das Gegenteil ist oft der Fall.
Sie hindert mich daran, etwas zu bewegen,
sie zeigt mir, wie wenig Freiraum ich habe,
sie lässt mir zu wenig Zeit für innere Ruhe,
sie befiehlt mir, dieses und jenes zu tun,
erinnert mich daran, da und dort präsent zu sein.

Trotzdem:
Er kann viel Freude bringen, mein Kalender.  Und er erzählt nachher von Leben, Bewegung und von Lust am Tun. Dass einem diese Lust gegeben ist, ist Lebensfreude. Wir gehen durch die Zeit und sollten ihr Sorge tragen, sie nicht verlieren, dafür aber nützen im Sinne einer „vita activa“.
Leben heisst fliessen und ist nicht statisch. Als Schauender kann jeder seinen Weg gehen und Schönes erleben.

Ich habe gelesen, dass die Viertelstunde die kleinste Einheit sei, in der man vorausschauen, vorausdenken und handeln sollte.