Gedanken zur Zeit im 
April
 
2012
 

„Grosspapi lueg, deet oben isch es chlises Vögeli!“

Was machen Alten, die immer wieder kommen?“
„Sie füttern die Jungen, die unterm Dach aus den Eiern geschlüpft sind“
„Aus was für Eiern?“
„Aus den Eiern, welche die Taube ins Nest gelegt hat, und aus denen dann die Jungen geschlüpft sind“
„Und warum legen sie Eier?“

Warum, warum! Fragen über Fragen bei einem Besuch der Cafeteria im Schloss Hallwyl mit meiner kleinen, bald dreijährigen Enkelin, die ich an jenem Morgen hüten durfte. Wir sassen zusammen am Tischchen der Cafeteria im Hof, ich bei einem Kaffee und Ella bei einem Gläschen Süssmost. Über uns füttert ein Taubenpaar seine Jungen. Ein ständiges Zu- und Wegfliegen, was immer wieder zu Fragen und Bemerkungen der kleinen Ella führt.

Am Nachbartischchen schlürft ein Lehrer ganz allein seinen Morgenkaffee, mit Gipfeli. Seine Klasse ist unterdessen am Erforschen des Schlosses. Und immer wieder kommen seine Mittelstufenschüler und erzählen begeistert, was sie alles entdeckt haben. Eine moderne Form des Unterrichtens?.

Andere noch anwesende Schulklassen sind aktiv beschäftigt mit einer Führerin, oder ist es einen Schauspielerin in historischer Tracht? Überall Begeisterung, Mitmachen, Betrieb und Kinderlachen. Sogar eine Klasse aus Zürich ist hier; ich kenne einen Begleiter: Daniel Polentarutti, Musiker, von Dottikon, der an einer Privatschule unterrichtet und daneben das Orchester der Stadt Grenchen leitet. Er ist begeistert davon, wie lebendig heute Geschichte vermittelt werden kann, „ nicht so trocken wie wir damals es erlebt haben gell?“ Recht hat er; als ehemalige Bezirksschüler im Fach Geschichte verstehen wir einander.

Schöne Begegnungen an diesem Frühlingsmorgen!

Die vielfältigen Angebote von Museum Aargau – Geschichte am Schauplatz erleben – sind verlockend, einladend, machen neugierig. Dazu gehören Führungen und Vorstellungen im Schloss Hallwyl zur Person der Schlossherrin Franziska Romana;
auf Schloss Lenzburg kann man Elsi Achermann, die Unzüchtige kennen lernen,
auf Schloss Wildegg wird Julie von Effinger vorgestellt,
in Vindonissa Belica, der geschäftstüchtige Römerin,
auf Schloss Habsburg Anna von Kyburg und
in Königsfelden Guta Bachenstein.

Ein eindrückliches Angebot für den Sommer 2012 im Aargau. Dahinter stecken Geschichten und Schicksale. Und auch eine Generalstabsarbeit von Museum Aargau mit Vorbereitungen und Absprachen. Chapeau!
Im Aargau läuft viel zum Thema Historie. Früher sagte ich allem einfach „Heimatkunde“. Ja, was ist denn das alles, wenn nicht Kunde davon, wie in unserem heutigen Lebensraum früher alles war?

Rund um das Schloss Hilfikon wird diesen Sommer mit einer Theaterproduktion an die Villmergerkriege von 1656 und 1712 erinnert. Es bleibt zu hoffen, dass die Angebote rege genützt werden.

In der Weltwoche beschreibt Peter Keller, Historiker und Ständerat aus Obwalden, in beachtenswerten Beiträgen die wichtigsten Schweizer Schlachten neu. Offenbar entspricht es einem Bedürfnis, zu wissen, wie und warum dies und jenes im Lauf der Zeit so gekommen ist, wie es jetzt ist.  Diese Aufarbeitung ist nötig; denn gegen das Ende des letzten Jahrhunderts bis fast gestern schien in Schule und Medien nur der Bergierbericht noch wichtig zu sein.

Dabei war doch da noch so viel Anderes.