Gedanken zur Zeit im 
Januar
 
2015
 

Einsam: Kammerton und Weihnachtsbaum

Meine Stimmgabel! Ich habe sie einmal in eine  Supervision mitgenommen; es hatte geheissen, man solle einen Gegenstand mitnehmen, der einem lieb ist, und zu dem man eine besondere Beziehung habe und über den man etwas sagen könne.
 
Nach dem „Kammertonon a“ der Stimmgabel richten sich alle Instrumente. Ohne dieses Ausgerichtetsein auf den Kammerton läuft nichts. Der Ton wird durch genaues Abhören weitergereicht. Mit dem Zusammenspiel kann erst begonnen werden, wenn alle Instrumente stimmen. Nach-Stimmungen kann und muss es geben, wenn zwischen Instrumenten noch Reibung besteht. Dann muss auf Anordnung des Dirigenten nachgestimmt werden. Das Ein und Alles also ist der Kammerton „a“ mit 440 Schwingungen pro Sekunde. Er ist der Massstab, nach dem sich alles richtet.

Als schwingender Körper hat die Stimmgabel eine fast nicht zu bändigende Kraft; denn es gibt kaum einen Körper, der sich ihrer Kraft entziehen kann. Wenn die schwingende Gabel mit einem anderen Körper in Kontakt kommt, werden die Schwingungen übertragen und der neue Körper seinerseits beginnt zu schwingen und zu klingen. Schwingungen sind es, die beim Hören auf das Trommelfell treffen.

Die Stimmgabel ist ein interessantes, tiefgründig wirkendes, aber vielfach unterschätztes Instrument. Musikfachlehrer reden nur davon, wie man die Stimmgabel zum Stimmen gebraucht. Das ist aber nur ein Aspekt meiner Stimmgabel-Philosophie.

Ich hatte sie in besagte Supervision mitgenommen, um mit meinem Votum zu zeigen, dass man, bevor über diverse Probleme geredet wird (zu deren Lösung eine Supervision gut sein soll) so etwas wie eine Stimmung der Instrumente durchgeführt werden müsste. Dazu gehört genaues Hören, Zuhören, Hinhören, Stimmen, Nachstimmen.

An besagter Supervision wurde meine Stimmgabel-Ansichten kaum belobigt. Dabei hatte ich es so gut gemeint. Es blieb übrigens beim einzigen Mal, dass ich in eine Supervision geladen wurde.

Mein Weihnachtsbaum auf der Terrasse leuchtet noch jeden Abend in die Nacht hinaus. Bald ist er das einzige Andenken im Dorf an Weihnachten.
DABEI IST JETZT DIE EIGENTLICHE WEIHNACHTSZEIT.

Viele scheinen das nicht mehr zu wissen. In gewissem Sinne bin ich in einer Welt zu Hause, in der das Christliche mehr und mehr verdunstet.
Bald ist mein Baum – zusammen mit dem leuchtenden Stern am Kirchturm -  im Dorf die einzige Erinnerung an Weihnachten.