Gedanken zur Zeit im 
Juni
 
2014
 

Köpfe am Montag

Die Montagsausgabe meiner Zeitung berichtet, wer von der Prominenz über das Wochenende wo war und an Veranstaltungen diverser Art und an Events teilgenommen hat. Da standen sie, meistens in Begleitung, und liessen sich fotografieren. Jetzt weiss die Schweiz, wer wo war und eine Visitenkarte abgegeben hat.

Ehrlich, das kotzt mich immer an. Mehr oder weniger, je nach dem.

Ich kann die Grinden der so genannten Elite nicht mehr sehen. Darunter sind Leute, denen ein entspanntes Wochenende gut getan hätte, weil sie ja eben so berühmt, vielbeschäftigt und unentbehrlich sind. Gut aufgelegt sind sie aber alle immer, den Alltag so schön privat hinter sich gelassen habend.
    
Sehen sollen wir, wie sie es fertig bringen, den Spagat zwischen ihrer politischen oder geschäftlichen Welt und ihrem privaten Umfeld schaffen. Da frage ich mich manchmal schon, wie es möglich ist, wie einer, der den Rucksack voller Probleme (auch private!) mit sich herumschleppt, vor dem Fotografen ein so unbeschwert fröhliches Gehabe zeigen kann. Da sind eigentliche Lebenslügen nicht weit.

Zugegeben, ich reagiere auf Bilder von gewissen Leuten allergisch. Auf den Sepp Blatter zum Beispiel oder den deutschen Bundespräsidenten Gauck. Ich möchte diese zwei Grossen nicht beleidigen; ich sage einfach nur, dass mich ihre Konterfeis aufregen. Insgesamt habe ich etwa ein gutes Dutzend dieser Sorte auf der Latte. Ich weiss, dass das nicht schön, und sowieso nicht christlich ist.

Christlich? Bei Karl Heinrich Waggerl habe ich einmal gelesen: „Ich liebe meinen Nächsten nicht, jedenfalls nicht den Nächstbesten“. Von Vertretern des Christlichen wünschte ich mir dringend, dass sie heute weniger von gutgemeinter Toleranz reden, dafür aber Rückgrat zeigen und eine Meinung vertreten. Zu fürchten ist, dass sie zu spät merken, was Wahrheit ist.    

Ja, dann will ich mal den nächsten Montag abwarten mich und in die Zeitung vertiefen. Die Seite mit den oben genannten Eventbesuchern versuche ich zu übergehen. Es gelingt mir nicht immer; denn ich bin halt schon ein bisschen gwunderig.

Und übrigens lese ich die Zeitung online. So habe ich kein Altpapier zu entsorgen.