Gedanken zur Zeit im 
Januar
 
2012
 

Komm einfach mal vorbei!

„Luge do, der Otto!
Geseetmr di ä wider einisch?
Hoi, wie gots dr?
Wi hesch es?“

Wer kennt sie nicht, diese stereotypen Begrüssungen. Auf die Frage, wie es mir geht, frage ich je nach dem zurück:

„Wa meinsch genau?“ oder
„Wa wettisch gern wüsse?“

Zugegeben, nicht sehr freundlich; aber ich tue es nur in bestimmten Fällen, wenn mir diese Fragerei auf den Wecker geht. Eigentlich wollen diese Leute meistens gar nichts wissen, weil sie schon alles wissen. Vom Hörensagen und so.

Während meine liebe Annette über Monate krank war und dann leider hat gehen müssen, haben dieselbe Fröögli nichts gefragt; jetzt, wo sie denken, die Zeit habe einiges geheilt, fragen sie wieder. Wie die keine Ahnung haben! Zeit heilt nicht.

Meist haben diejenigen, die ich so treffe, noch eine Überraschung parat: sie laden mich grosszügig zu ihnen nach Hause ein, indem sie sagen:

„Chumm doch emoll vorbi, eifach so!
Wemmer diheim sind, simmer diheim!
Chunnsch eifach cho lüüte!
Gäll, abgmacht!“

Wie die keine Ahnung haben, wie schüüch ich in solchen Fällen bin! Selbstverständlich lasse ich mich gerne einladen. Am wohlsten ist es mir, wenn ich weiss, dass ich gerne willkommen bin, wenn ich mich auf gute Gespräche freuen darf, und wenn der oder die Gastgeberin noch einen guten Tropfen in Reserve hat. Am liebsten bin ich unter Leuten, die ganz allgemein auf alles, was Leben heisst, neugierig sind; dann gibt’s immer etwas zum Diskutieren.

Als Gesprächspartner schätze ich alle, auch Atheisten und Kirchenkritiker. Aber es tut gut, in Diskussionen sich dann und wann fragen zu müssen, was denn Glauben heisst. Zwischen Atheisten und Glaubenden kann es – wenn sie einander nur zuhören wollen – zu guten Gesprächen kommen. Religion verdient die Aufmerksamkeit aller schon allein deshalb, weil sie unsere Kultur und unsere Welt geprägt hat. Heute glaubt jeder, die Wissenschaft allein präge unsere Welt. So aber stimmt das für mich nicht, denn blinder Glaube an wissenschaftliche Theorien führt nicht zur ganzen Wahrheit.

Ein Beispiel: Wenn ein Lehrer sagt, H2O sei Wasser, zwei Teile Wasserstoff und ein Teil Sauerstoff, so ist das wissenschaftlich durchaus richtig. Aber ist es die ganze Wahrheit? Da gibt’s doch noch Vieles drum herum zu erzählen und anzufügen. Nur der Glaube an dieses Drumherum, man kann Ihn auch die „Ahnung vom Ganzen“ nennen, könnte Welten verändern.

Da drüber nachzudenken lohnt sich. Auch in Diskussionen mit Blick auf Gott und die Welt.