Gedanken zur Zeit im 
Januar
 
2014
 

Lehrplan – das Lehren will geplant sein

Sehr schwer soll er sein, umfangreich, überwältigend vielfältig, mehr als nur anregend. Kurz: es gibt nichts, was nicht im Lehrplan 21 enthalten wäre. 
Und damit soll nun gesamt-deutschschweizerisch Schule gehalten werden. Ich gebe zu: Ich habe den Lehrplan 21 noch nie in Händen gehalten, geschweige denn gelesen, und habe das auch nicht im Sinn. Erstens gehöre ich als ehemaliger Lehrer zum alten Eisen und deshalb steht es mir zweitens nicht zu, Ratschläge zu erteilen, und drittens habe ich seit nunmehr 14 Jahren der Schulentwicklung nur noch von aussen zugeschaut. 
  
 
Trotzdem: es juckt mich, mich einzumischen und ein paar Zwischenrufe laut hinaus zu brüllen. Es dünkt mich, ein Lehrplan müsste möglichst kurz und knapp sein. Dann kann er Lehrpersonen zu aktivem Gestalten anspornen. Ein Lehrplan muss nicht einem gedeckten Tisch gleichen, sondern dazu inspirieren, wie man den Tisch deckt; er soll nicht fertige Speise anbieten, sondern anleiten, wie man etwas Gutes kocht und auf den Tisch bringt. Der Lehrplan ist ein Stoffplan, und er hat dem Kind zu dienen. Und so muss sich die Schule sich dem Kind anpassen und ihm die Speise anbieten, die ihm erstens gut tut und zweitens in der am besten verdaulichen Form zubereitet sein.

„Der junge Mensch ist nicht ein Gefäss, das mit Stoff zu füllen, sondern ein Organismus, der zu entwickeln ist. Die Bedürfnisse des Kindes und sein Entwicklungsstand bestimmen das Mass und das Ziel des schulischen Unterrichts“ (so hat es der Aargauer Seminardirektor Arthur Frey 1944 in „Pädagogische Besinnung“ formuliert).

Ein zu umfangreicher, zu detaillierter Lehrplan, und seien seine Anregungen noch so pfiffig, verleitet zu Uferlosigkeit. „Malwine, Malwine, du bist wie eine Biene, du kehrst bei jeder Blüte ein, als müsst‘ die Liebe Honig sein“ kommt mir als Analogie spontan in den Sinn. (Arie aus einer Operette, deren Namen ich nicht mehr weiss, die mir seit vielen, vielen Jahren im Sinn geblieben ist).

Comenius sagt: „Die Natur zwingt das Vögelchen nicht dazu, eher das Ei zu verlassen, als bis die Glieder gehörig gebildet und gekräftigt sind, und drängt es nicht eher zum fliegen, als bis es befiedert ist, und stösst es erst dann aus dem Nest, wenn es des Fliegens kundig ist. Demnach möge man mit der Jugend nur das versuchen, was Lebensalter und Fähigkeit nicht bloss zulassen, sondern auch erstreben“.

Ein Comenius in der EDK (ErziehungsDirektorenKonferenz) - er wär' ein Segen für die Schule von heute. Schon im 17. Jahrhundert sah er die Bildung des Menschen zur Weisheit als den rettenden Weg, auf dem die Menschheit aus ihren Irrtümern zurückfinden kann zu der Ordnung der Welt.
Als Lernprinzipien stellte er

das Lernen durch Tun an den Anfang,
die Anschauung vor die sprachliche Vermittlung,
die Muttersprache vor die Fremdsprache,
das Beispiel (Vorbild) vor blosse Worte.
 
Und das alles schon im 17. Jahrhundert. Es wäre von einiges zu lernen.