Gedanken zur Zeit im 
Januar
 
2016
 

Mein Kalender

Ich habe wieder einen Jahreskalender in Papierform. Genug des Eintöggelens von Daten und Notizen und vom Suchen und nicht mehr Finden; es war mir verleidet. Nun bin ich wieder zufrieden mit meinem Kalender; eigentlich müsste ich das Büchlein aus Papier mit lederähnlicher schwarzer Plastikhülle „Agenda“ nennen. Agenda kommt von agieren, bewegen, handeln. Der Begriff Agenda gefällt mir deswegen nicht besonders, weil er mich an das Verb agieren erinnert.

Ich habe einen Taschenkalender, in den ich zu einzelnen Tagen Notizen eintrage zu

Abmachungen
Adressen
Arzt- und Zahnarztterminen
Ausflügen
Besuchen von Anlässen
Coiffeur-Sitzungen
Einladungen meinerseits
Einladungen von anderen
Einsätzen als Organist
Ferien
Geburtstagen
Klassentreffen
Kursen
Reisen
Schola-Proben
Sitzungen
Telefonnummern
Terminen Fernsehen/Radio
Versammlungen
Und, und, und.....

Die Form der Einträge sind so verschieden wie die Umstände, bei denen sie gemacht wurden, mal mit

Blei- oder Farbstift, Kugelschreiber, Feder,
mal dick, mal dünn,
im Zweifelsfall mit Fragezeichen,
unterstrichen oder mit Filzstift markiert,
eingekreist oder unterstrichen.....

Mein alter Kalender ist fast ein Protokoll meines damals gelebten Daseins: er ist mein ständiger Begleiter und nimmt nicht bloss Stichwörter, sondern auch kürzere oder längere Notizen auf.

Spannend ist das Schmöckern in Kalendern früherer Jahre (denn ich bewahre volle Kalender stets eine Zeit lang auf). Oft stellt man sich die Frage: „Wann war denn das?“ Beim Suchen trifft man auf Vieles, was man eigentlich nicht gesucht hat; man erinnert sich: aha...
Und man findet sich wieder bei Erinnerungen froher und weniger froher Tage.

Zugegeben: den elektronischen Kalender auf facebook bediene ich auch, etwa für immer wiederkehrende Anlässe wie Geburtstage, Erinnerungstage. Zwar frage ich mich schon, welchen Freundschaftswert es hat, wenn facebook mir sagt, diese und jene Person habe heute Geburtstag. So dürfte man keinen Geburtstag guten Gewissens ohne Gratulation vorbeigehen lassen. Es könnte mir falsch ausgelegt werden.

Überhaupt: das mit den Freunden auf facebook ist so eine Sache. Sicher auf der einen Seite faszinierend; andererseits frage ich mich schon, warum ich dabei bin. Föteli besonderer Tellergerichte, Desserts und Kuchen interessieren mich - ich bekenne es offen -  so wenig wie Bildchen von Reisen nach dem Motto „Schaut, wo überall ich schon gewesen bin.“

Mein Rückzieher aus den facebook wäre zugegebenermassen in gewisser Weise aber auch ein Verlust. Dass ich mit vielen Freunden auf facebook guten Kontakt habe, ist oft schon erbaulich. Also, ich weiss es noch nicht.

Das neu entdeckte Alte mit dem Kalender in Papierform stimmt für mich. Andere mögen’s elektronisch.