Gedanken zur Zeit im 
März
 
2016
 

Ostern

Mit Liselotte habe ich den Ostergottesdienst in der Kirche Affoltern am Albis besucht. Eine schöne moderne Kirche, aber eine dem Raum nicht gerecht werdende Orgel, davor der Sängerchor, der sich schon rein vom Ort der Aufstellung her als dominant versteht.

Was ist zuerst; die Liturgie oder die durch den Chor dargebotene Mozartmesse? Die Gelegenheiten zur Verknüpfung von Liturgie und Musik sind nicht wahrgenommen worden. Zum Beispiel müsste das Gloria unbedingt durch den Priester intoniert werden; das lange Agnus könnte während des langen Kommunionganges erklingen. Man hätte zur Einleitung kurz von der Messe zur Krönung eines Marienbildes in einer Salzburger Kapelle sprechen können. Und am Schluss das unvermeidliche „Haaaa-leluia“ von Händel. Ist doch nicht das Gelbe vom Oster-Ei, oder?
 
Ich finde es gut, dass in einer so grossen Diaspora-Gemeinde so ein Ostergottesdienst möglich ist. Der Seelsorger Guerrero hielt eine gute Predigt. Er bat, vom immer nur Negativen wegzukommen, in der er versuchte, Auferstehung im eigenen Bewusstsein und im eigenen Herzen zu versuchen, den schweren Stein weg zu wälzen. Auch die Fürbitten waren situationsbezogen, und zwischendurch wurde auch, wohl mit Rücksicht auf die missione italiana, italienisch gesprochen.
 
Eine Woche später dreimal Orgeldienst in der Kirche Horgen. Im Italiener-Gottesdienst ein junger italienischer Priester, der dort in der missione cattolica angestellt ist. Manchmal frage  ich mich , was wohl ein Italiener-Priester für Gefühle hat, wenn hier in der Schweiz wirkt. Sicher gibt es noch immer die italienischen Familien, die froh sind, mit einem Seelsorger ihrer hergebrachten Tradition ihre Glaubenspraxis leben zu können. In einer Messe geht alles flüssiger vor sich, aber auch formalistischer, als mit einem Schweizer Seelsorger. Es folgt immer eine recht lange Predigt, in der das Evangelium einfach, volksnah und situationsbezogen ausgelegt wird.
 
Mit dem Priester Guido auf der Mauer, der in Horgen an diesem Wochenende Aushilfe leistet, lernte ich einen typischen Stadtzürcher Pfarrer kennen. Immer hat er im Kanton Zürich gewirkt, und die Stadt ist ihm offenbar wichtig. In seinem Pensions-Alter macht er querbeet in der Stadt an den Wochenenden Aushilfen. Eine ausnehmend freundliche Priestergestalt. Sehr aufmerksam. Er feiert die Liturgie andächtig, langsam, ruhig; treu nach der liturgischen Gepflogenheit und Vorschrift. Heute morgen kam er extra noch auf die Empore, um mir einen schönen Sonntag zu wünschen. Am Schluss der Messe rief er noch hinauf: „Herr Walti, sind Sie noch da? Ich wünsche Ihnen alles Gute und vielleicht ein anderes Mal wieder.“ Das freute mich sehr.