Gedanken zur Zeit im 
Dezember
 
2012
 

Schlüssiges und Unschlüssiges vor Jahresschluss

Im Dezember haben Rückblicke und Voraussagen bedeutender Persönlichkeiten Hochsaison. In der Weltwoche 51/52 2012 kommen Leute aller Couleur zum Wort, vom Einsiedler Abt Werlen bis Xenia Tchoumichewa. Ersterer habe sich weit auf die Äste hinausgewagt wurde nach der Veröffentlichung seiner Traktates „Die Glut unter der Asche entdecken“ geschrieben

Die Medien haben allerdings nur das verbreitet, was sie wollten, nämlich die angesprochenen Probleme der Verheiratung Geschiedener und des Zölibats. Übrigens bin ich mit Abt Werlen - es muss an dieser Stelle klar gesagt sein – in allen Punkten einverstanden. Dass Werlen sehr differenzierte Vorschläge bringt, und dass er den jetztigen Papst mehrere Male positiv ins Licht setzt, wird verschwiegen. So etwas lässt sich halt nicht so ohne Weiteres verkaufen.

Ein paar Seiten in besagter Nummer der Weltwoche folgen Harald Schmidts Meinungen zum vergangenen Jahr. Ich muss bekennen, dass ich Schmidt als Late-Night-Moderator schätze. Er ist ein blitzgescheiter Satiriker. Dass er einmal Ministrant war und ein Diplom als katholischer Kirchenmusiker besitzt, macht ihn mir sympathisch. Er sei eigentlich ganz simpel katholisch, vom Elternhaus her, und geprägt durch die liturgischen Abläufe, die Messgewänder und die Theatralik . In seinem Interview sagt er auch, Papstkritik sei banal und langweilig. Was wolle man den Papst kritisieren, der doch einfach nur konservativ sei, „was ja ein Katholik auch sein sollte“. Es sei, wie wenn man die Rolling Stones dafür kritisieren würde, dass sie Rock’n’Roll spielen. Ihm gefällt die „mit dem Füller“ geschriebene Sprache Ratzingers.

Und mir hat gefallen, dass die Weltwoche in ihrer letzten Ausgabe dem Martin Werlen und dem Harald Schmidt Gelegenheit gegeben haben, ihre Standpunkte darzulegen.

Ganz anderes ist von Aargauer katholischen Pfarrblatt „Horizonte“ zu berichten. Dort wird in einer Anzeige dafür geworben, am 6. Januar in der Sternstunde Philosophie den Daniel Cohn-Bendit anzuhören. Ein echter Ausrutscher einer Redaktion, die nicht mehr weiss, wer sie ist oder sein sollte und die sich das leisten kann, weil die Menge der Abonnenten so oder so gesichert ist.

Was soll ich mich da noch einmischen? frage ich mich manchmal. Ich behalte mir aber vor, zu Dingen, die mich bewegen, oder zu Entwicklungen, die meiner Meinung nach in die falsche Richtung laufen, etwas zu sagen. Zum Beispiel zur Entwicklung unseres Staatradios Äss Ärr Äff (wie DRS neuerdings heisst). Nun bringt es das SRF2 Kultur nicht mal mehr fertig, im Radioheft „Kulturtipp“ ein Programm vorzulegen, wo zu den einzelnen Sendungen noch Informationen Platz hätten. Ausländische Sender des gleichen Genres, zum Beispiel Bayern4 Klassik oder SWR2 bringen so etwas wie selbstverständlich fertig. Und ihre Ansagen sind nicht so gestelzt und so gescheit und so anbiedernd wie die im Schweizer Programm.

Ich habe muss auf ausländische Sender umsteigen. Da wäre ja noch Radio SwissClassic, das aber selten ein gesamtes Werk, sondern nur Ausschnitte bringt. So zwingt man mich, auf ausländische Produkte zu setzen, obwohl ich das eigentlich gar nicht möchte. Die Gebühren nimmt man mir aber gern ab. Neuerdings muss jemand, der bei Äss Ärr Aff weder zuhört noch fernsieht, weder über ein Radio noch über einen Fernsehapparat verfügt, auch Gebühren zahlen. Flächendeckend nennen sie so etwas.

Ist das gerecht?