Gedanken zur Zeit im 
Dezember
 
2007
 

Staatskunde-Unterricht gefällig?

Ein paar Lektionen Staatskundeunterricht könnten nichts schaden; auch für Politikerinnen und Politiker, Journalistinnen und Journalisten. Selbst jene, die sich selber gerne als staats-tragend bezeichnen, haben Defizite. Es geht mir, das sei festgehalten, nicht um Politik, sondern um den genauen sprachlichen Ausdruck.

Mit dem Begriff „Minister“ habe ich Mühe, wenn ein Schweizer Bundesrat gemeint ist, etwa „der Justizminister“, oder „der Verteidigungsminister“. Geradezu ein Mehrfachminister ist etwa Moritz Leuenberger: mal ist er Umweltminister, ein anderes Mal Verkehrsminister, dann wieder Energieminister, und obendrauf noch Kommunikationsminister. In Wahrheit ist er aber nur der eine Bundesrat, der dem Departement Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikatikon (UVEK) vorsteht.

Leute, die im Zusammenhang mit dem Schweizer Politsystem immer von Minister/innen und Ministerien reden, haben vergessen, dass ministrare (lat.) dienen heisst; darum hiesst auch der Altardiener in der kath. Liturgie Ministrant; er ist nicht einfach ein Mini, wie es in Pfarrblättern heisst!

Im schweizerischen System dient aber kein Bundesrat einem Vorgesetzten, Präsidenten, Staatspräsidenten oder gar einem König oder einer Königin. Deshalb eben ist er nicht ein Minister. Er ist Bundesrat, Teil der siebenköpfigen Kollegialbehörde, die als solche alle wichtigen Beschlüsse fasst und sie als Kollegium kommuniziert. Eigentlich ganz einfach. Wer also ein zünftiger Journalist sein will, möge einen Schnupperkurs, besser ein paar gezielte Lektionen in Staatskunde absolvieren. Nützt’s nüüd, so schadt’s nüüd!

Vielleicht käme damit auch wieder einmal etwas Ordnung in die Sache mit der Verwendung des Begriffs Opposition. Wer auch immer angefangen hat, mit dieser für das schweizerische System dummen Drohung, „in die Opposition zu gehen“, bleibe dahingestellt. Die Opposition als politische Einrichtung gibt’s in der Schweiz nicht; denn es sind alle politischen Kräfte aufgerufen, in konstruktivem Miteinander Lösungen zu finden. Wir leben in Bern seit vielen Jahren mit einer „Grossen Koalition“. Eigentlich keine Neuigkeit.

Warum immer alles modern aufmotzen? So frage ich zum Fest des hl. Nikolaus. Wieso muss er – wie es in einem Pfarrblatt zu lesen war – derjenige sein, der im tiefen dunklen Wald mit seinen Schmutzli Geschenke für die Kinder vorbereitet? Ich frage: Warum darf er nicht weiterhin der Bischof von Myra aus dem 4. Jahrhundert bleiben, dessen Leben von einem Kranz liebenswerter Legenden überdeckt ist?

„Ob das geschehen, das ist hier nicht zu fragen.
Die Perle jeder Fabel ist der Sinn,
das Mark der Wahrheit ruht hier frisch darin,
der reife Kern von allen Völkersagen“.

Das sind Gottfried Kellers Worte.