Gedanken zur Zeit im 
Oktober
 
2013
 

Trainsoldat und Klosterleben

Die Alten-Besuchergruppe lud zum Jahresausflug. Da ich Mitglied bin, nahm ich am kürzlich angebotenen Ausflug teil. Die Gruppe gehört zur Pfarrei, und es machen über 30 Personen mit, grösstenteils Frauen. Mit einem kleinen Budget ausgerüstet, besucht man alte Personen im Altersheim oder zu Hause und bringt etwas Kleines mit. Vor allem nimmt man sich die Zeit zum Zuhören und  zum Erzählen. Ich möchte die Erfahrungen, die ich mit Besuchen bei alten Menschen gemacht habe, nicht missen.

Wir sind in der Gruppe nur unserer drei oder vier Männer. Das finde ich schade. Es gäbe Männer, die ebenso gut einen Teil ihrer Freizeit alten Menschen schenken könnten wie Frauen. Der eigentliche Grund meines Bedauerns liegt aber darin, dass ich weiss, dass ältere Männer gerne männlichen Besuch haben. Wie war doch der bereits etwas dement gewordene Herr Nünlist froh, wenn er mit mir über das Militär reden konnte.
 
„Wohär kenne mer enand?“ fragte er mich oft unvermittelt und gab die Antwort sogleich selber: „Gäll, vom Militär!“ Und das Erzählen konnte beginnen. Beim Train, war er gewesen, der Herr Nünlist, und hatte so manchen „Türgg“, wie er Übungen und Manöver nannte, mitgemacht. Und Inspektionen hat es gegeben vor dem Divisionär, da musste dann alles blitzblank und sauber sein, auch im Pferdestall. Die inspizierenden Oberen  hiessen nur „ s Rösslispiel“. Eben, die „Höheren“ kamen alle zu Pferd. Das Trainpferd  durfte nicht geritten werden; es war nur als Zug-oder Saumpferd vorgesehen.

Richtigerweise wurde im Militär denn nie vom Ross, sondern konsequent nur vom Pferd gesprochen. Einen „Eidgenoss“ habe er selber im Stall gehabt früher, ein militärisch stellungspflichtiges Pferd, das er in seiner Landwirtschaft einsetzen durfte.

Das alles schreibe ich, um darzutun, dass es für diesen Herrn Nünlist richtig war, mit einem Mann zu reden, der  vom Militär einigermassen etwas verstand. Einer Frau hätte er diese Geschichten vom Militär wohl nicht erzählt.

Also, zurück zum Anfang. Die Alten-Besuchergruppe machte einen Car-Ausflug in die Ostschweiz ins Kloster Fischingen und auf die Iddaburg. Eine Welt, von der ich bis dato keine grosse Ahnung hatte. Da existiert eine Form von Kloster, die für die Zukunft vielleicht richtungsweisend sein könnte: Der kleine Konvent, also die Klostergemeinschaft von acht Benediktinern, ist ausser Stande, die Gebäulichkeiten zu unterhalten. Da hilft die Ortspfarrei Fischingen aus, kann im Gegenzug die Kirche benützen und hat keinerlei Personalkosten. Das dritte Standbein ist ein Trägerverein, dessen Mitglieder ihren Teil zum Unterhalt des Klosters beitragen. Das alles funktioniert bestens. Der Pater, der die Gruppe durch das Kloster fühfrte, war seit dem Stundengebt um halb fünf Uhr morgens auf den Beinen; dafür geht er immer nach der Komplet um neun Uhr ins Bett. Als gelernter Berufsmann führt er die klostereigene Schreinerei und ist mit Arbeiten im grossen Klosterkomplex stets eingedeckt. Zusätzlich betreut er Gäste, leitet das Restaurant und bietet Klosterführungen an.

Am späteren Nachmittag brachte der Riechsteiner-Car unsere Gruppe hinauf auf die Iddaburg, einem Wallfahrts- und Aussichtsort mit einer angenehmen Pilgerbeiz, wo sie zum Dank für die Freiwilligenarbeit mit einem währschaften Zobig und einem kühlen Ostschweizer Trunk verwöhnt wurde.