Gedanken zur Zeit im 
September
 
2014
 

Und am Sonntagabend der Krimi TATORT

Wie der Butterzopf zum Zmorgen am Sonntag, gehört zum Sonntagabend der Tatort. Die Musik im Vorspann ist die ultimative Aufforderung, sich einem hoffentlich prickelnden Krimivergnügen hinzugeben. Seit es den Tatort gibt, ist das Signet dasselbe geblieben mit dem gejagten Verbrecher. Der Fluchtweg immer enger, die Schritte kürzer; eine verzweifelte Drehung; er wird gefesselt und abgeführt. Seltsam: Jedes Mal glotze ich dem flüchtenden Verbrecher gebannt auf die Füsse.

Dann hat der Film schon begonnen. Am Montag schaue ich in der Zeitung, ob irgend jemand über den gestrigen Krimi etwas geschrieben hat und klappere beim Morgenessen auf meinem iPad NZZ, Tagi und Blick und unser Aargauer Wannerblatt ab. Meinungen von Zuschauern interessieren mich.

Schauspielerinnen und männliche Akteure könnten heutzutage verschiedener nicht sein, je nach dem, wo der Film entstanden ist, mal am Bodensee, in Stuttgart, Hamburg, Köln und so weiter. Aus der Schweiz kommt er immer aus Luzern. Warum denn immer aus Luzern? Keine Ahnung. Bei den Schweizerdeutschen Dialogen frage ich mich, wie Deutsche und Österreicher das alles verstehen. Ohne Synchronisation wird das kaum gehen. Ich bin froh, dass es nicht mein Problem ist, die Schweizer Kraftausdrücke und Flüche in den jeweiligen Jargon zu übersetzen.

Im Laufe meiner langjährigen Fernsehkrimi-Erfahrung kamen die Kommissarinnen und Kommissare immer lockerer daher. Alle laufen sie natürlich in Jeans und einem Flattermantel umher, die Männer meist unrasiert, ungepflegt, Frauen ebenso (aber hier steht mir eigentlich kein Urteil zu). Ist das heutzutage die Kleiderphilosophie von Staatsbeamten? Ausnahmen gibt’s natürlich hier wie überall. An der grossartigen Schauspielerin Maria Furtwängler lässt sich jedenfalls nicht herummäkeln.

Ob mich die vielen Grausamkeiten denn nicht störten, werde ich von Krimi-Verschmähern gefragt. Nein, grausame Dinge gibt’s halt auf Erden. Wenn ich auf die Bibel verweise, wie da im alten Testament getötet, gefoltert und gequält worden ist, machen fromme Leute meist ein langes Gesicht. Aber das ist eine andere Geschichte. Natürlich kommt es darauf an, wie grausame Dinge inszeniert werden. Und da gilt es schon, zu differenzieren, wie und mit welcher Haltung eine Darstellung erfolgt. Will sie zeigen, was passiert ist, oder macht es Freude, zu zeigen, wie etwas passiert?

Krimis sind gut, wenn sie unterhalten und mich bei der Frage auf die Folter spannen, wer die Übeltäter sind. Exzentrische Figuren mischen das doch meist komplizierte Verfahren der Verbrecherfindung mit Situationskomik auf. Gute Krimis zeigen vielfach schöne Aufnahmen von Städten, Dörfern und Landschaften.

In letzter Zeit werden Krimis gemacht, die auf gegenwärtige soziale und gesellschaftliche Problemfelder hinweisen. In dieser Hinsicht können gute Kriminalfilme wahre Augenöffner sein.