Gedanken zur Zeit im 
März
 
2012
 

Verwirrungen

Der Unterschied von Hasen und Kaninchen wird vor allem in der Osterhasenzeit zum Problem. Ein Beispiel: Da wird in der Coop-Zeitung von einem Kaninchenzüchter in Wegenstetten berichtet, der – wie im Fricktal üblich – von den „Hasen“ redet, wenn er seine Kaninchen meint. Dass der Verfasser des Artikels, ein gewisser Franz Bamert,  dann aber immer vom Hasenfleisch schreibt, wenn er den Osterbraten meint, ist verwirrlich.

Ferner sendet das Fernsehen vor den Reklamen gegenwärtig ein riesiges Osterei mit zahmem Kaninchen auf der Wiese. Mit ihm soll der Osterhase gemeint sein. Im Kinder-Naturama lässt sich der Osterhase streicheln; im Grunde ist er aber ein „Osterchüngel“.

Erste Verwirrung
Hasen und Kaninchen sind grundverschiedene Tiere.

Kaninchen: ursprünglich Erdhöhlen-Bewohner, meist in Boxen gehalten, nach der Geburt blind, Nesthocker.
Hase: Lebt im Freien, Junge sind Nestflüchter. Sehr scheu, deshalb lassen
Hasen sich nicht in Gefangenschaft halten. Das ist nicht einmal im Zoo möglich.

Zwar existiert im Kaninchen-Züchterstandard als mittlere Rasse das  „Hasenkaninchen“, dessen Profil durch Züchtung dem des Hasen formlich und farblich, keinesfalls aber genetisch nahe kommt.

Der Eier färbende Osterhase ist nie sichtbar; er versteckt seine Eier und macht sich wieder davon. Wie ein Hase eben. Dass man heute den extrem scheuen Hasen durch Kaninchen ersetzt, nur um den Osterhasen sichtbar zu machen, ist ein schlechter Witz. Damit ist vor allem für die Kinder etwas von der Aura des Osterhasen dahin. Ijn Waltenschwil können Kinder einem in Hasenkleidung Vermummten das Händchen geben.
Irgend etwas stimmt so einfach nicht. Gescheiter wäre man bei der Mär vom scheuen Hasen geblieben, der seine Eier im Feld hinter einer Hecke anmalt, um sie dann verstohlen in Gärten und Anlagen zu verstecken.

Zweite Verwirrung
Radiomoderatoren sprechen von der Osterwoche, und meinen eigentlich die Karwoche, also die Woche vor Ostern. Der Karsamstag wird fröhlich zum schon zum Ostersamstag. Dabei ist der Ostersamstag der Samstag nach Ostern; die Woche nach dem Osterfest beginnt mit dem Ostermontag, dann folgen der Osterdienstag, Ostermittwoch, etc.

Dritte Verwirrung
Wann beginnt der Frühling? Nicht der meteorologische, sondern einfach der Frühling. Am 20. März 2012 hiess es richtigerweise:

„Heute Morgen durchschritt um 6.14 Uhr die Sonne den Himmelsäquator
nordwärts. Damit begann der astronomische Frühling. Venus dominiert den Abendhimmel als "Abendstern" - unter ihr ist Jupiter zu finden.“

So war’s doch, oder nicht? Die Sonne ist schuld am Frühlingsbeginn. Sie überschreitet den Himmelsäquator Richtung Norden, meist am 21. März. Wenn der Herbst beginnt, nach einem halben Jahr, überschreitet sie den Himmelsäquator wieder Richtung Süden.

Zu den natürlichen Läufen am Himmelsbogen kommt, dass das Osterfest immer am ersten Sonntag, nach dem Vollmond nach eben dem besagten Frühlingsbeginn gefeiert wird. Das wurde im Jahr 325 im Konzil von Nicäa so beschlossen. Darum blieb Ostern ein datumsmässig bewegliches Fest, und darum kann – weil das alles miteinander zusammenhängt – auch die Fasnacht einmal früher oder später stattfinden.

So, das wär’s rund um das Osterfest. Wie aber kam es, dass der Hase zum Ostertier wurde?

Das ist wieder eine andere Geschichte.