Buchhinweis im 
Juni
 
2011
 

Coco Chanel und Igor Strawinsky

Chris Greenhalgh
Edition Elke Heidenreich bei C. Bertelsmann

Da war mir fast alles neu, was ich über Strawinsky erfahren habe. Seine Musik ist mir im Laufe der Jahre immer vertrauter geworden. ich liebe sie. Hingegen hatten mich die Mode und die Parfüms von Coco Chanel überhaupt noch nie interessiert. 

Alles hatte im Jahre 1913 anlässlich der Erstaufführung von Strawinskys „Le Sacre du printemps“, den er als Komponist in Paris selber dirigierte, seinen Anfang genommen. Die Aufführung war ein skandalöser Durchfall. Das Publikum tobte und pfiff den Komponisten aus; viele Leute liefen davon. Eine junge Frau blieb sitzen. Ihr hatte die Musik gefallen. Es war Coco Chanel.

Jahre später trafen Jgor und Coco wieder aufeinander. Coco war als Schöpferin von Damenmode berühmt und reich geworden und genoss hohes Ansehen. Strawinsky lebte als Komponist in armen Verhältnissen mit seiner Frau Jekaterina und den drei Kindern in Paris. Jekaterina schrieb die Kompositionen ihres Mannes ins Reine. Coco Chanel machte der bemitleidenswerten Komponistenfamilie das Angebot, in ihre Villa in der Nähe von Paris zu übersiedeln; sie würde sie ihnen gratis zur Verfügung stellen.

Das Glück der beginnenden Liebe zwischen Igor und Coco war das Unglück der Familie des Komponisten, dessen Frau zu allem Leid noch ernsthaft erkrankt war. Die weitere Geschichte soll hier nicht erzählt werden. Auf jeden Fall ist es eine wahre, tragische, spannende Handlung, die Greenhalgh auf knappen 350 Seiten erzählt.

Es hat mich sehr interessiert, wie Strawinsky als Komponist arbeitete und wie er sich als geistiger Vater der neuen russischen Musik selber gesehen hat. Er komponierte jeden Morgen konsequent einige Stunden am Klavier. Wie seine Musik entstand, und wie er bisher unbekannte Elemente in seinen Kompositionen verwoben hat, macht die Lektüre für den interessierten Musikfreund äusserst spannend. Das Umfeld des aus Russland verbannten Komponisten, dazu sein weiteres Leben mit den grossartigen musikalischen Erfolgen in Amerika und in allen wichtigen Konzertsälen der Welt sind auf einmalig spannende Weise dargestellt.

Strawinsky und Coco Chanels Liebe – das sei zur Ergänzung noch hinzugefügt – zerbrach. Cocos Biographie ist so spannend wie ihr Leben als Schöpferin neuster  Mode und ihres Parfüms. Dem Buch ist eine hilfreiche kurze  Chronologie des weiteren Lebens und Wirkens der beiden angefügt. Ausserdem belegt der Autor seine verschiedenen Quellen und Recherchen minutiös.

Der Roman wurde mit Anna Mouglialis als Coco und Mads Mikkelsen als Igor verfilmt und lief zum Abschluss an den Filmfestspielen 2009 in Cannes.  Das Buch wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt. 

Der Autor lebte in Italien und Griechenland und ist heute Lehrer und Verfasser von Gedichten in London. Coco und Igor ist sein Erstlingsroman, der zum riesigen Erfolg wurde.

Ein Buch, das dem Leser in verschiedener Hinsicht sehr viel bietet!