Buchhinweis im 
Mai
 
2009
 

Die Vermessung der Welt

Daniel Kehlmann
ro ro ro Rowohlt Taschenbuch 24 725

Ein eigenartig hintergründiges Buch; unter diesem Titel hatte ich mir Anderes vorgestellt. Der Roman wurde bei seinem Erscheinen als literarische Sensation gefeiert. Er wurde nach seinem Erscheinen 2005 in 40 Sprachen übersetzt

Es geht eigentlich um zwei alternde Personen: den Naturwissenschafter Alexander von Humboldt (1769-1859) und den Mathematiker Carl Friedrich Gauss (1777-1855). An den Charakterzeichnungen dieser zwei Gestalten arbeitet Kehl unermüdlich. Es ist, als wollte der Autor seine Skizzen von neuem und immer wieder verbessern. Er zeichnet die Sehnsüchte und Wünsche der beiden Männer, aber auch ihre Schwächen, ihre Grösse, Erfolge und Misserfolge auf allen Gebieten. Zeitweise ist es auch ein humorvoller, phantasiereicher Roman.

Am Schluss treffen die beiden aufeinander und wissen einander nichts zu sagen.

Humboldt hatte Lateinamerika und andere Weltgegenden bereist, hatte Messungen gemacht, war auf Flüssen und Meeren gefahren, hatte Vulkane bestiegen und sein Leben für die Wissenschaft eingesetzt. Er hat die eigentliche Wissenschaft der Geographie begründet. Die phantastischen Schilderungen Daniel Kehls darf man meisterhaft nennen. Woher er all die Einzelheiten hat? Sein Wissen (z. B. wie der Urwald funktioniert, wie man ein Schiff zu damaligen Zeit gesteuert hat) ist enorm und nötigt dem Leser Respekt ab vor dieser grossen literarisch-wissenschaftlichen Leistung.

Gauss ist der zu Hause und seiner engen Heimat treu gebliebene Mathematiker an der Universität, etwas kurzsilbig, ein eher verschlossener, einsamer übergescheiter Typ, dazu ein den Reizen von Seitensprüngen nicht abholder Ehemann und Vater seines Sohnes Eugen.

Die Lektüre des Romans hat mich angeregt, die Biographien der beiden grossen Gestalten noch etwas näher zu studieren.