Buchhinweis im 
März
 
2014
 

Leiden und Freuden eines Schulmeisters

Jeremias Gotthelf
Reclam

Eben habe ich den ersten Band vom Gotthelfs „Leiden und Freuden eines Schulmeisters“ beendet. Was es da alles zu unterstreichen gäbe! Einsichten, als wären sie für heute geschrieben; heutige Schulreformer sind von Gotthelfs Geist Lichtjahre  entfernt (er lebte von 1797 bis 1854). Das scheinen nun aber doch einige Verantwortliche des „service public“ gemerkt zu haben; denn am Radio wird gegenwärtig eine Art Hörspiel von diesem Werk gesendet, welches bei den Zuhörern viel Beachtung findet.

Die Lebensgeschichte von Mädeli ist so feinnervig erzählt, wie es nur ein Meister der Menschenkenntnis fertig bringt, der über die Sprache der Augen zu schreiben im Stande ist!
Mit markanten Pinselstrichen zeichnet Gotthelf Menschen so, dass man glauben mag, sie seien mitten unter uns und sässen uns gegenüber am Tisch. Gotthelfs zeitweise hintergründiger Humor tut gut! Grosser Ernst, Erhabenheit der Gedanken, Kritik an den Zuständen seiner Zeit, und was noch alles zu sagen wäre, sind gepaart mit feiner Kenntnis der menschlichen Seele, und so gewitzt erzählt, dass man schmunzeln oder gar laut lachen muss.

Gotthelf ist unentbehrlicher denn je. Ich glaube, dass man seine Gedankenwelt ergründen und auf seine prophetische Stimme hören sollte.

Eigenartig. In früheren Jahren wusste ich mit diesem Dichter wenig anzufangen. Und schade war es, dass man an den Schulen immer nur seine „Schwarze Spinne“ kennenlernte. Vielleicht gibt es wieder einmal einen Deutschlehrer, der sich nicht scheut, den Schülern den christlichen Gotthelf näher zu bringen. Bedenkt man, was heute alles zur so genannten „grossen Literatur“ gezählt wird, staunt man manchmal. Staunen deshalb, wenn selbst gebildet sein wollende Leute Gotthelf nicht kennen.

Jungen Menschen dürfte man einen Denker und Dichter vom Typ Gotthelf nicht vorenthalten.