Nachts in Vals

Tim Krohn hat mich mit seinem Roman „Vrenelisgärtli“ begeistert, das vor Jahren lange auf der Bestsellerliste figurierte. Das schmale Büchlein von den Nächten in Vals mit seinen gut 150 Seiten stach mir in einer Buchhandlung in die Augen.

Nächte in Vals? Von Tim Krohn? Musste ich kaufen. Zum einen ist mir der Autor aus diversen Büchern bekannt, zum andern kenne ich den Bündner Bergort Vals, mitsamt der Therme; und Valserwasser trinke ich täglich.

Krohn wohnt im Val Müstair; mit den im Buch „Nachts in Vals“ versammelten Geschichten bot er im Hotel Therme in Vals Zimmerlesungen an. Diese Tradition scheint er nun im Val Müstair fortzusetzen. Ein gutes Angebot für Leute, die sich auf dem Zimmer ein spezielles literarisches Vergnügen gönnen möchten, finde ich.

Alle neun Geschichten handeln von Menschen, die im Hotel Therme abgestiegen sind. Von ihnen erzählt Krohn ihre Geschichte. Und wie er das tut! Mit wenig Worten, skizzenhaft, berührend. Die leicht dahinfliessenden, mit feinem Strich gestalteten Erzählungen enden irgend einmal, einfach so. Der Leser bleibt allein zurück, er wird zum Nach- und Weiterdenken verleitet. Der Aufenthalt wird zum Wendepunkt im Leben der Hotelgäste. Es wird anders weitergehen als bisher.

An Hotelbesuchern sind zum Beispiel da:
Ein frisch verliebtes Paar, dessen finanzielle Mittel aber nur für zwei Nächte reichen, der Barmusiker, eigentlich ein gescheiterter Trompeter klassischen Stils, eine ungewollte schwangere junge Frau mit ihrer Mutter, ein alter Schriftsteller, der in einem Hauseingang des Dorfes sich zum Sterben hinlegt. Alle finden auf irgendeine Weise ihr kleineres oder grösseres Abenteuer unter dem Sternenhimmel von Vals, von dem es heisst, er sei der schönste der Schweiz.

Ein ideales Erzählbuch, dessen Geschichten alle so lang sind, dass sie sich bestens zum Vorlesen eignen. Warum nicht jemandem wieder mal eine Geschichte vorlesen, nicht nur in der warmen Stube an Winterabenden? Warum nicht in einer warmen Sommernacht?