Buchhinweis im 
August
 
2011
 

Nein, ich geh nicht zum Seniorentreff

Virginia Ironside
Randomhouse/Bertelsmann

Viele, die in Rente gehen, machen sich Gedanken, wie sie die Zeit, die ihnen neu in Fülle zur Verfügung steht, nützen sollen. Manche freuen sich, ein neues Leben zu beginnen und möchten nochmals ganz von vorne anzufangen. Andere fürchten sich vor dem Älterwerden.

Der Fragen gibt es viele:
Soll man das „alte Leben“ ganz über Bord werfen? Oder soll man vielleicht besser auf dem aufbauen, was man hatte, was man konnte, was man an erreichtem Schönem bereits um sich hat? Die Autorin rät davon ab, ein neues Leben anfangen zu wollen. Sie selber habe es schon ein Leben lang immer wieder versucht und sei dabei gescheitert.

In ihren quicklebendigen und erfrischend daherkommenden Texten hält Ironside hunderte von Anregungen bereit; sie verkauft sie aber nicht als Rezepte, nein, sie warnt im Gegenteil davor, nach Rezepten zu leben. Sie rät zu ganz gewöhnlichen Dingen, auf die man achten sollte.

Zum Beispiel für ältere Frauen: Finger weg von Hosen; ausser die Trägerin sei eine grazile Frau. Wer ein Mann ist, sollte es unterlassen, sich im Alter einen Bart wachsen lassen. Und wenn einem die Haare ausgehen, dann sollte man diese Tatsache eher betonen betonen als vertuschen.

Von der Süsse des Alleinlebens weiss die Autorin viel Schönes zu berichten. Der Idylle bei Paaren, die sich in der Öffentlichkeit immer mit „Schatz“ oder sonst einem Kosenamen ansprechen, dürfe man misstrauen.

Stimmt es, dass ein alter Mann mit junger Frau sich im Grunde eine Pflegerin gesucht hat? Wenn hingegen eine junge Frau einen alten Knacker genommen hat, tat sie dies nur des Geldes wegen?

Ironside rät, alte Freundschaften wieder zu beleben. Zuneigung und Spass, die man früher miteinander gehabt habe, solle man nicht einfach wegwerfen. 
Der Herbst des Menschenlebens müsse seinen eigenen Sinn haben und könne nicht nur ein Anhängsel an den Frühling des Lebens sein.

Und: Wird man im Alter weise, oder ist man einfach nicht mehr so blöd wie früher?

Ein wunderbar erfrischendes Buch, das mir als Hörbuch zusätzlich Freude gemacht hat durch die vorzügliche Diktion der Sprecherin Hannelore Hoger. 

Virginia Ironside lebt und arbeitet in London. Sie begann ihre berufliche Laufbahn als Journalistin und schrieb In den Sechzigerjahren über Rockmusik. Im Laufe ihres Lebens arbeitete sie für verschiedene englische Zeitungen, zuletzt als Kummerkastentante. Sie schreibt wöchentlich eine Kolumne mit Ratschlägen für alle Lebensfragen im „Independent“. Virginia Ironside hat mehrere Ratgeber, aber auch Kinderbücher verfasst. Ihr vorletztes Buch: „Nein, ich will keinen Seniorenteller“, werde ich mir in der bestimmten Hoffnung auf ein weiteres schönes Lese-Erlebnis zulegen.