Buchhinweis im 
Dezember
 
2014
 

No einisch uf d Maledive

Ernst Burren
Cosmos-Verlag

Wenn von Ernst Burren wieder ein neues Werk vorliegt, bin ich schnell in der nächsten Buchhandlung und kaufe es. Ich finde, Burrens Mundartgeschichten haben einen wunderbar musikalische Sprache, an die man sich schnell gewöhnt und sie liebgewinnt. Burren erzählt aus dem Alltag von Menschen wie du und ich, von der Art, wie wir handeln und wie wir sind, wie wir denken und mit den Menschen umgehen. Darum kommen die Geschichten einem direkt entgegen; sie nehmen uns mit. Burren schreibt ohne umschweifende Erklärung; nie wird moralisiert. Es ist so, wie es ist. Burrens Bücher  kommen ohne Vorwort aus. Er erklärt nicht, dafür aber erzählt er Geschichten.

Geschehenes will erzählt sein. Alles ist in der kleinen Welt am Fusse des Weissensteins geschehen. Von Oberdorf aus führt die neue Bahn hinauf auf den Berg, der auch anderen Solothurner Dichtern Heimat bedeutet. Ich erinnere mich an Josef Reinharts Geschichten aus meiner Jugendzeit: Waldvogelzyte, Galmisbueb, Mutterli.......  Auch Peter Bichsel ist einer vom Weissenstein; sonst hätte er kürzlich nicht die Festrede zur Einweihung der neuen Bahn gehalten. (Mich nimmt nur wunder – aber es geht mich ja nichts an – warum ausgerechnet Bichsel und nicht der ortsansässige Burren!).

Hinter Burrens Mundartgeschichten stehen der Menschen Leiden, Nöte und Sorgen im Alltag, Sinnsuche, Verführbarkeit, Aufgerichtetsein und Tapferkeit.

Zwei Beispiele  aus Burrens neuer Geschichtensammlung: Veronika, die beste Katholikin im Dorf, die nicht mehr glaubt und der Kirche den Rücken kehrt, dafür aber in einer Parteiversammlung sich für den Präsidenten begeistert. Er wird neu zu ihrem neu Gott, weil er, im Gegensatz zum Pfarrer, die Menschen „tief spürt“.

Oder die Geschichte vom Salami auf dem Berg. Eine Familie findet auf der Wiese ein Plätzchen, wo auf der ausgebreiteten Decke  das Picknick wartet. Der Sennenhund eines andern Picknickers in der Nähe macht sich heran, weil er den Salami gerochen, diesen schliesslich abschleppt und frisst. Statt einer Entschuldigung des Hundebesitzers meint dieser, sein Hund sei mit dem Salami gereizt worden; das sei bei jedem Hund so, und Salami gehöre so oder so nicht zu einer gesunden Ernährung. So sollen sie doch froh sein, dass ihn der Hund gefressen habe.

Einmal mehr legt Burren eine bedeutende Sammlung von Mundarttexten vor.

Zu der Frage: Mundart lesen? Wie denn das?

Nach wenigen Seiten ist man drin und hat sich an die Schreibweise von Wörtern und Lauten gewöhnt. Und dann wird’s echt gut! Zudem erhält der Sprachliebhaber einen schönen Einblick in die wunderbare Welt schweizerischer Dialektvielfalt.