Buchhinweis im 
September
 
2014
 

Schmetterlinge

Hermann Hesse
Herausgegeben von Volker Michels
Insel-Bücherei Nr. 1348

Seit vielen Jahren schon behaupte ich, von Hesse alles gelesen zu haben. Das mag zum grossen Teil stimmen ; aber immer wieder werde ich beglückt von Sammelausgaben, wie das vorliegende Büchlein eine ist.

„Schmetterlinge“. Volker Michels hat es 2013 herausgegeben. Michels veröffentlichte alle nachgelassenen Schriften und Briefe Hermann Hesses. Er sammelte tausende in Zeitungen und Zeitschriften erschienenen kulturkritischen und politischen Artikel des Nobelpreisträgers Hesse. 2007 schloss Michels die erste Hesse-Gesamtausgabe (21 Bände, zirka 15’000 Seiten) ab. Er verwaltet den bildnerischen, aus mehr als 3000 Aquarellen bestehenden Nachlass des Dichters. In seinem Wohnort Offenbach hat Michels ein Hesse-Literaturarchiv aufgebaut und in Hesses Geburtsstadt Calw das dortige Museum.

Im ersten Teil des Nachworts im vorliegenden Schmetterlingsbüchlein steuert er fesselnde  Informationen aus der Welt der Schmetterlings-Wissenschaften bei. Zur Hauptsache aber bespricht er Hesses Leidenschaft für das Sammeln von Schmetterligen. So habe ich wieder die wunderbare Erzählung „Das Nachtpfauenauge“ wiedergefunden, die es mir immer angetan hatte. Es ist die Erzählung vom Diebstahl des auf dem Spannbrett aufgesteckten Schmetterlings, vom Erschrecken über die Tat, von der Reue, vom Wiedergutmachen-Wollen des Schadens am aufgespannten Schmetterling, der als Trouvaille für die Sammlung bestimmt gewesen wäre. Dann die Entschuldigung beim Besitzer des Schmetterlings und von der Demütigung durch seinen Freund im einzigen Satz: „Also, so einer bist du“.  

Weitere Erzählungen wie „Der Alpenbär“, „Indische Schmetterlinge“ „Die Beute bei sommerlichen Wanderungen“ und vielen anderen bin ich auf Texte gestossen, die mir neu sind; verstreut findet man einige wunderbare Schmetterlingsgedichte. Ein liebwertes Büchlein.

Auf das schmucke Insel-Bändchen bin ich aufmerksam geworden in der Buchhandlung „Zum Wetzstein“ in Freiburg i.Br. in einer Buchhandlung, wie man sie früher kannte: kleinräumig, aber voll von Büchern, wirklich voll, jedes Plätzchen ausgenützt. Die Kasse versteckt in einer Ecke, der Buchhändler ist der belesene Fachmann, der Bescheid weiss, zuhört, berät, aufmerksam macht, erzählt....  Man erfreut sich an seiner Begeisterung, Kunden zu bedienen.

Ja, so war’s es einmal auch bei uns. Jetzt ist alles anders, nachdem die Grossen noch grösser geworden sind und die Buchshops die so genannten Bestseller an die Kunden bringen wollen oder ihnen, statt eines Buches, eine Hör-Version verkaufen.