Buchhinweis im 
Februar
 
2011
 

Und werde immer Ihr Freund sein

Eveline Hasler
Nagel und Kimche

Meine Buchhinweise sind eher Lese-Erinnerungen als so genannte Rezensionen, was ja „kritische Besprechungen“ wären. Und einfach Klappentexte umformen wäre nicht redlich. Hingegen schreibe ich gerne darüber, was die Lektüre der Bücher in meinen Erinnerungen zurückgelassen hat. Gescheite Deutungen beim Lesen oder unmittelbar danach sind meine Sache nicht. Und so schreibe ich meine Erinnerungen zu Büchern oft erst nach Tagen oder Wochen nieder.

Eveline Haslers Buch hat mich sehr dadurch beeindruckt, wie viel biographisches Material hier zusammengetragen worden ist; und dadurch, wie die Dichterin dieses Material fiktiv zu einem Roman zusammen kriegt, der tief gründet, leicht zu lesen und extrem spannend ist. So etwas geht kaum ohne gründliches Studium vieler Quellen. Weil Eveline Hasler dabei wunderbare Schätze entdeckt hat, ist ihr Buch auch für alte Hesse-Freunde eine herrliche, mitreissende Lektüre.

Es geht um die drei Personen Hermann Hesse, Hugo Ball und Emmy Hennings, die im Tessin unweit nebeneinander wohnen: Hesse in Montagnola, Ball und Henning in Cassarate. Alles, was mir von oder über den Dichter Hermann Hesse begegnet, interessiert ich mich seit frühester Jugend brennend.

Angefangen hat meine Liebe zu Hesses Werk in der Vorlesestunde im Deutschunterricht der Oberstufe, als der Lehrer uns Viertbezlern Hesses Erzählung „Der Lateinschüler“ vorlas. Und dann die Bekanntschaft mit dem Gedicht „Seltsam im Nebel zu wandern“ in der ach so nicht leichten Zeit der Pubertät. Einem Mädchen, das ich gut mochte - sie hat es leider nicht gemerkt - schenkte ich zum Abschied nach der Schulzeit Hesses Buch „Schön ist die Jugend.“

In der Mittelschule hatte ich bald einmal sämtliche verfügbaren Bücher Hesses gelesen. Der Bibliothekar bedeutete mir mehrmals, „zu viel Hesse“ könne unter Umständen nicht von Gutem sein. Was ich überhaupt nicht verstand.

Noch vor wenigen Jahren habe ich mir in einem Antiquariat Hesses Werke in den schönen blauen Leinenausgaben der  Verlage Fischer, Fretz und Wasmuth und gekauft. Meine Liebe zu Hesses Dichtungen ist unverbrüchlich geblieben.

Und nun dieses 2010 erschienene Buch von Eveline Hasler. Sie erzählt von Hesses privatem Dasein und von den Umständen, unter denen Siddharta, Demian, Rosshalde und andere Werke entstanden sind. Nämlich unter schwierigen ehelichen Verhältnissen, Trennung und Wiederverheiratung. Hesses Bedürfnis, allein sein zu wollen, führte zu getrennten Wohnungen, auch mit seiner dritten Frau im selben Haus in Montagnola. Und da war noch die tiefe Freundschaft mit Hugo Ball und Emmy Hennings, die den Dichter von Herzen verehrt hat. 

Eveline Hasler verdanke ich viele neue Ansichten und Einsichten; dabei hatte ich  vorher geglaubt, über Hesses Bigraphie fast alles zu wissen.